Laura Hermann: Aus dem Leben einer Branchen-Hopperin

Projektbeschreibung

Laura Hermann sprach mit Anna Horn und Julia Spiegl über ihre Begeisterungsfähigkeit, die sie immer wieder in neue Berufe führte, und warum das Medienmanagement-Studium an der FH dafür eine gute Basis schuf.

 

Wenn Sie die Möglichkeit hätten, eine Anleitung zu schreiben, wie man am besten zum Traumberuf kommt oder ein Rezept zu formulieren, was der Traumberuf alles beinhalten sollte: Welche Schritte oder Zutaten dürfen da nicht fehlen?

Die Frage ist: Seid ihr eine Generation, wo es diesen einen Traumberuf noch gibt? Ich bin eine Branchen-Hopperin und deswegen bezweifle ich das. Es ist ganz wichtig, so viel Unterschiedliches wie möglich auszuprobieren, auch Branchenfremdes. Je mehr man ausprobiert hat und je mehr man darüber nachgedacht hat, wo die Reise hingehen kann, desto besser. Ich glaube, jeder oder jede sollte etwas finden, das einem in dem Moment gerade erfüllt. Letztendlich ist es nicht sicher, ob mich der Job, den ich vor drei Jahren gemacht habe, jetzt noch glücklich machen würde.

 

Was war Ihr erster wirklicher Berufswunsch?

Ich habe, bevor ich an die FH gekommen bin, noch in Wien Publizistik studiert. Dieser Wechsel ist, glaube ich, recht klassisch. Ich habe Publizistik und Skandinavistik zu studieren begonnen, weil es mein Ziel damals war, Radio in Schweden zu machen (lacht). Ich habe mich in St. Pölten beworben, weil es das Campus-Radio gab, denn das Ziel war immer noch Radio zu machen. Nach der Matura sollte das Ganze eben auch noch in Schweden passieren.

 

Haben Sie schon davor in der Medienbranche geschnuppert oder war das Studium die erste Erfahrung?

Meine Schwester ist zwei Jahre älter als ich und die hat begonnen, Publizistik zu studieren. Ich habe mir ihre Skripten angeschaut und auch für die Matura ein paar Inhalte für Referate verwendet. Also das Thema hat mich sehr interessiert. Als Zuhörerin war ich ab 15 oder 16 auf „FM4“ gebucht und sehr radioaffin. Also keine Praxis, aber die einzige Richtung, die ich mir vorstellen konnte damals. Ebenso spannend fand ich – auch wegen ein paar Reisen nach Schweden – Skandinavien.

 

Wie dürfen wir uns als Studentinnen heute Laura Hermann als Studentin damals vorstellen?

Ich war viel rebellischer, als ich heute bin. Ich war wahrscheinlich auch viel lauter, als ich heute bin. Ich bin sicher viel ernster geworden mittlerweile. Aber ich glaube mein Grundwesen ist immer noch gleich. Ich bin immer noch genauso neugierig, ich bin immer noch genauso interessiert an vielen Dingen und kratze daher gerne an der Oberfläche. Ob ich es dann weiter mache, ist eine andere Frage.

Ich glaube, deswegen studiert man ja auch Medienmanagement, oder? Ich war zwar auf ein Medium fixiert, aber es war sehr spannend, auch die anderen Medien und auch den wirtschaftlichen Part dazu mitzulernen. Ich habe mir zur Vorbereitung auf unser Gespräch alte Fotos aus der FH-Zeit angeschaut, diese Rückschau war sehr lustig.

 

Dann passt meine nächste Frage auch gut: Was ist Ihnen von der Zeit auf der FH am meisten in Erinnerung geblieben?

Ich habe ganz viele Eindrücke beim Radio gewonnen. Ich habe wahrscheinlich ein bisschen mehr Radio gemacht, als ich studiert habe. Ich habe viele Interviews geführt in der Zeit und als Sommerjob auch mal die Sommermoderation am Campus-Radio gemacht. Diese Eindrücke sind mir bis heute noch sehr positiv in Erinnerung. Ich habe viele Freund*innen gefunden, teilweise begleiten mich die auch bis heute. Ich habe einen Grundstock für meine berufliche Entwicklung geschaffen. Es war schon eine sehr turbulente Zeit.

 

War Ihr Pflichtpraktikum dann auch im Radio oder wo sind Sie in die Branche eingestiegen?

Ich habe immer das Gegenteil von dem gemacht, was irgendjemand von mir geglaubt hat. Ich komme aus einer Pädagog*innenfamilie und der Wunsch meiner Eltern war, dass ich Lehrerin werde.  Natürlich wollte ich das nicht machen, weil es ja von mir erwartet worden ist. Genauso war es beim Praktikum. Jede/r hat gefragt: „Na Laura, zu welchem Radiosender gehst du denn jetzt?“ Ich habe mir gedacht: Nein, Radio habe ich vier Jahre lang gemacht. Was kann mir ein Radiosender noch beibringen? Wahrscheinlich gibt es professionelleres Equipment und besseren Schnitt. Aber ich mache jetzt mal etwas anderes. Nach einem Radiointerview mit einem deutschen Schauspieler über dessen neuen Film bin ich zur Kinopremiere eingeladen worden. Dort hatte eine Agentur einen Stand, bei der ich dann das Praktikum gemacht habe. Es war eine Agentur, die sich mit Productplacement beschäftigt und das fand ich total spannend. Nachdem ich mit Film vorher gar keine Berührungspunkte gehabt habe, dachte ich mir: Warum eigentlich nicht? Ich habe mich beworben und die Praktikumstelle bekommen. Mein Praktikum war hart, aber cool!

 

Also hat das Praktikum dann auch zum Thema der Diplomarbeit geführt? Wir haben recherchiert. Bei deiner Diplomarbeit ging es um Productplacement, Filmfinanzierung und Kultur als Sponsoringinstrument.

Natürlich hat sich das Thema über das Praktikum entwickelt. Das Projekt „Klimt“, dass ich als Beispiel genommen habe, hat mich in der Zeit begleitet. Ich hatte dann natürlich auch die Möglichkeit mit dem Produzenten zu sprechen, weil der Film von der EPO mitproduziert wurde.

Productplacement ist ja immer noch ein sehr großes Thema, auch in den Bewegtbildmedien und im Film. Wie viele Filme gibt es, die nur über die Förderungen funktionieren und die sich nicht Partner aus der Wirtschaft holen? Deswegen ist das Thema schon ein sehr spannendes und auch die Frage, wie baust du das Produkt in einem Film ein, dass es nicht einfach so platt ist?

 

Gibt es Erkenntnisse oder Erfahrungen, die Sie nach der Diplomarbeit in Ihre Arbeit einbeziehen konnten bzw. können?

Außer welche Hausforderung es ist und wie schwierig es auch ist, eine 80 Seiten-Arbeit zu schreiben und dass man da auch viel Durchhaltevermögen braucht, nicht. Auch weil ich jetzt beruflich woanders bin. Jede/r, die oder der einmal eine Bachelor- oder Master-Arbeit geschrieben hat, weiß, dass das nicht die lustigste Phase in seinem Leben ist. Aber durchhalten – es geht vorbei! Und nicht zu überperfektionieren, auch häufiges Umschreiben bringt oft nichts.

 

Wie war nach dem Studium der Einstieg ins Berufsleben? In welche Richtung sind Sie dann gegangen?

Ich hätte die Möglichkeit gehabt, bei meiner Praktikumsstelle zu bleiben, habe es aber nicht gemacht. Das ist wieder ein lustiger Cut in meinem Leben. Ich bin beim Österreichischen Normungsinstitut, heute Austrian Standards, in der Marketing-Abteilung eingestiegen. Beim ersten Vorstellungsgespräch hat mich die damalige Marketing-Chefin gefragt, ob ich weiß, was das Normungsinstitut macht. Meine Antwort: „Naja, die Website habe ich mir durchgelesen, aber zu 100% herausgefunden habe ich es halt nicht.“ Wir haben uns trotzdem von Anfang an sehr gut verstanden und deswegen hatte ich ein gutes Gefühl und bin dort eingestiegen. Ich war dann ein Jahr lang im Normungsinstitut. Ich glaube, das war mein einziger Job, in dem ich jemals auf Zeitausgleich gehen konnte. Danach habe ich diesen Luxus nie mehr genossen. Genaugenommen habe ich dort die Anfänge des Online-Marketings kennengelernt. Ich habe viele Newsletter geschrieben, gelernt wie Marketing-Abteilungen funktionieren, habe Events organisiert und mich über Weiterbildungen zum Thema „Wie schreibt man für Online“ entwickelt. Wir hatten das natürlich schon ein bisschen auf der FH, aber der Online-Bereich war in den Kinderschuhen damals.

 

Was hat Sie eigentlich am Radio explizit so gereizt?

Ich bin damals noch mit Hörspielkassetten aufgewachsen. Ich finde Radio immer noch ein tolles Medium und höre es heute noch gerne, neben Online freilich. Du kannst mit Stimmen so viel machen. Es ist so lustig, wenn du Leute triffst, von denen du nur die Stimme kennst. Du musst anders transportieren, weil du nichts siehst! Freilich gibt es mittlerweile Webcams in den Studios, das heißt, du kannst schon alles anschauen. Aber das ist schon so eine Mischung aus Stimme und Worten.

 

Waren Sie in der FH Zeit auch in anderen Bereichen außerhalb des Radios tätig? Vielleicht im Zuge von Freifächern?

Ich weiß nicht, ob das ein Freifach war oder wir das machen mussten: Wir haben damals ein Projekt mit „Ö1“ gemacht, bei dem wir im Radiokulturhaus waren und einen „Ö1“-Beitrag machen durften. Aber ich habe auch anderes ausprobiert, etwa Kurzvideos produziert.

 

Wenn wir vom Arbeiten in der Medienbranche sprechen: Wie hat sich nach Ihrer Einschätzung die Atmosphäre in der Branche seit Ihrem Berufseinstieg entwickelt? Kann man da überhaupt pauschalisieren oder kommt es auf das Unternehmen und den Bereich an?

Ich glaube, dass sich da in den letzten Jahren extrem viel verändert hat. In der Zeit, in der ich begonnen habe, war es schon eine sehr harte Branche. Man hat einer Praktikantin schon viel abverlangt. Ich glaube, dass sich mit der ganzen Entwicklung am Arbeitsmarkt beziehungsweise mit neuen Arbeitsformen und auch mit einem Generationenwechsel da sehr viel getan hat. Ich habe in unterschiedlichen Agenturen gearbeitet und soweit ich höre, bricht dieser alte Gedanke – Wir sind eine große Familie und arbeiten alle intensiv – langsam auf. Arbeit ist ein großer Teil des Lebens, aber es besteht nicht nur aus Arbeit.

 

Also braucht es dieses Engagement heute nicht mehr? Oder hat es schon gepasst, dass es man am Anfang gar nicht so leicht reinkommt in die Branche?

Ich glaub schon, dass mich der Einstieg auch in meinem heutigen Arbeiten geprägt hat. Aber man sollte nie vergessen, dass wir alle nur Menschen sind und dass der Teamgedanke sehr hoch geschrieben wird. Die Frage, die ich oft vermisse, ist: Wie können wir uns als Team weiterentwickeln? Das sind Fragen, die wir uns am Anfang selten gestellt haben. Es ging immer nur darum: Ist der Kunde glücklich? Was will der Kunde – können wir das erfüllen?  Heute arbeiten wir schon ein bisschen anders. Heute geht es auch darum: Wie können wir mit dem Kunden gemeinsam ein Team bilden? Und wie können wir gemeinsam mit dem Kunden das erreichen, was wir erreichen wollen? Und nicht: Der Kunde ist allherrschaftlich und bestimmt in Wirklichkeit.

 

Wenn man sich die Positionen und das Arbeitsumfeld von Frauen in der Medienbranche anschaut, wird das doch kritisch betrachtet. Wie empfinden Sie diese Rahmenbedingungen, auch mit einem gewissen Rückblick auf die Branche?

Ich glaube, die Situation der Frauen ist in allen Branchen kritisch zu betrachten. Da würde ich die Medienbranche nicht hervorheben. Da gibt es allgemein noch sehr viel zu tun. In der Medienbranche kommt es wahrscheinlich darauf an, wo du hingehst. Klar hast du überall noch sehr viele Zampanos als Chefs, die einen sehr hierarchischen Stil leben, wo du einfach nicht viel mitreden darfst. Meine persönlichen Erfahrungen sind, dass ich mir schon öfters gedacht habe: Werde ich so behandelt, weil ich eine Frau bin oder ist das üblich in der Firma? Es ist extrem schwierig, das anzusprechen. Wie soll man mit 20 zum Chef gehen und sagen: „Entschuldigung, ich fühle mich benachteiligt als weibliche Mitarbeiterin.“ Das sind keine Dinge, die du in dem Alter oder auch später gut ansprechen kannst. Nicht zuletzt geht es immer darum: Wie ist überhaupt das Verhältnis in der Organisation oder in dem Team, in dem ich bin. Das ist oft einfach auch geschlechterspezifisch, da geht es aber oft auch um ganz andere Dinge als einen hierarchischen Führungsstil.

 

Wir haben eben schon ganz kurz über Kund*innenbedürfnisse schon gesprochen: Inwiefern verändern sich diese in der Medienbranche?

Was wir überhaupt lernen in der Zeit, in der wir leben, ist, dass du viel schneller auf Dinge reagieren musst. Dass du viel transparenter als Organisation, als Medium oder was auch immer sein musst. Dass wir als Konsument*innen ja mitreden können. Das hat die letzte Zeit mit sich gebracht. Ich glaube, dass man so viel Transparenz wie möglich zeigen sollte. Auch in Medienunternehmen, im Sinne von: Wie arbeiten Medien? Zum Beispiel Melisa Erkurt, die auf „Instagram“ im Biber Newcomer Netzwerk „die_chefredaktion“ macht und auch immer einen Blick hinter die Kulissen gibt. Das find ich ganz spannend und ganz wichtig, weil es letztendlich auch darum geht: Was heißt es, Journalistin zu sein? Was heißt es auch, Marketingmanagerin oder Produktmanagerin zu sein? Womit beschäftige ich mich da? Wenn du von deinem Studium kommst, dann sind da tausende Jobs ausgeschrieben. Du liest dir den Ausschreibungstext durch und denkst: Klingt eh interessant – aber was da dann gemacht wird, weiß man ja in Wirklichkeit gar nicht.

 

Mit Ihren Erfahrungen heute: Würden Sie sich nochmal für das Medienmanagement-Studium entscheiden?

Ich glaube schon. Das Studium war eine gute Basis und ich hatte die Möglichkeit mich zu entwickeln, was das Radio betrifft. Aber ich habe auch sehr viel mitgenommen die anderen Fächer betreffend. Ich habe sehr schnell rausgefunden, was ich mag und was ich nicht mag. Wir hatten ein Fach „Finanz- und Finanzierungsmärkte“, da wusste ich sehr schnell: Das wird nicht meine Branche. Es war aber gut, dass man die Richtung für sich herausfinden konnte. Ich weiß auch von Kolleg*innen, die sich, wenn sie Praktikant*innen einstellen, sagen: Okay, FH St. Pölten, die oder den nehme ich! Weil da weiß ich, da ist der Grundstock einfach gut. Deswegen will ich meine Studienzeit in St. Pölten nicht missen. Es gab FH-TV, „SUMO“ hat gestartet, Radio war vorhanden und hatte ein super Equipment. Da hatte man schon viele Möglichkeiten, sich einfach mal auszuprobieren. Und die Lektor*innen lassen dieses Ausprobieren auch zu.

 

Sie haben ja tatsächlich viel ausprobiert. Nach der FH waren Sie auf der Schule des Sprechens. Wäre das jetzt immer noch eine mögliche Option, irgendwann in den Bereich Sprechen und Moderation zu gehen?

Professionell glaube ich nicht. Ich würde Radio falls überhaupt, dann just for fun machen, aber da wahrscheinlich eher schon in Richtung Podcast gehen. Die Ausbildung an der Schule des Sprechens möchte ich nicht missen, weil die mir persönlich sehr viel gebracht hat. Es ist ganz etwas anderes, wenn du dich mit deiner eigenen Stimme und über die Atmung auch mit deinem Körper beschäftigst. In meinem jetzigen Job ist das sehr nützlich: Ich moderiere ganz viele Workshops und Trainings und allein deshalb bin sehr froh, dass ich diese Expertise habe. Aber die Zeit für Radiomoderation ist vorbei.

 

Als wir die Vorstellungsfolien über mögliche Interview-Partner*innen erhalten haben, war auf der Folie Laura Hermann der größte Punkt der „Star Wars“-Fanfilm. Wie kam es dazu?

Das war kein hauptberufliches Unternehmen, sondern das habe ich nebenbei gemacht. Wir haben den Film dann auch an der FH St. Pölten gezeigt. Ein Freund, mit dem ich mal zusammengearbeitet habe, hat mich gefragt, ob ich bei der Produktion eines geplanten „Star Wars“-Fanfilms dabei sein will. Da habe ich gesagt: „Ich habe zwar keine Ahnung, was eine Produzentin macht, aber sicher!“ Das war die Zeit, wo noch nicht klar war, dass die Maschinerie von „Disney“ wieder losgetreten wird und dass es neue Teile geben wird. Wenn du das Thema „Star Wars“ nimmst, dann kommen immer viele Leute und sagen, ich will mitmachen. Letztendlich ist es ein 5-Jahres-Projekt geworden. Es ist ein fast 100 Minuten-Film geworden und es waren 150 Leute dabei. Rückblickend frage ich mich, wie ich das neben den Jobs geschafft habe. Es war wirklich viel zu tun und wir haben die ganzen Drehs organisiert. Ich habe mit den Locations telefoniert, wir haben in einem Waldstück im Waldviertel gedreht. Da musste ich erst einmal herausfinden, wen frage ich da, damit wir dort drehen dürfen? Dann rufst du halt bei der Gemeinde an, die Gemeinde verweist dich an den Förster, der Förster sagt: „Na, das gehört dem“ – dann musst du halt dort anrufen. Es waren viele Stunden, die da reingeflossen sind.  Es war ein geiles Projekt. Wir habe den Film dann auch synchronisiert und eine englische Fassung einsprechen lassen und waren auf ein paar Festivals nachher. Du organisierst in Wirklichkeit viel – das ist es, was du als Produzentin machst. Eigentlich bist du als Produzentin Geldgeberin von normalen Filmproduktionen. Das Geld war bei uns immer sehr knapp, weil wir ja alles selbst finanziert hatten. Wir waren auf ein paar Conventions nachher und ich habe viele Menschen kennengelernt, die ich nie in meinem Leben getroffen hätte. „Star Wars“ ist schon etwas sehr Verbindendes. Es war der erste und ist bis heute der einzige „Star Wars“-Fanfilm Österreichs.

 

Sie haben uns vorher von der Zeit im Online-Marketing bei „Austria Standards“ erzählt. Das ist doch ein anderer Bereich als Medienmanagement. Gab es da trotzdem Inhalte, die Sie im Studium gelernt haben und die geholfen haben?

Marketing war ja ein großer Teil im Studium. Dazu gab es einige Vorlesungen, also der Grundstock war da. Die praktische Anwendung lernst du, wenn du es machst. Schreiben war nie das Problem, letztendlich musst du auch für das Radio kreativ sein. Du gießt es online in eine andere Form. Dazu wurde ich im Job gut mitausgebildet. Ich durfte auch viele Dienstreisen machen, war in Berlin bei DIN, in Brüssel bei den Europäischen Standards und so weiter.

Irgendwann wurde es dann aber langweilig, nur mehr über Baunormen zu schreiben. Das Thema ist beim Schreiben natürlich ein Wichtiges. Wenn du aus dem Entertainment-Bereich oder aus dem Medien-Bereich kommst, dann willst du irgendwann wieder dorthin zurück. Das habe ich ja dann bei der Cinecom auch gemacht.

 

Der nächste Schritt war dann die Zeit in der Bluforce Group als Content-Managerin. Für uns ist Content-Manager*in natürlich ein sehr breiter Begriff. Wie war der Alltag in diesem Job?

Das war klassisches Social Media-Management, viele Social Media-Postings kreieren. Das war eine der Hauptaufgaben und dann auch Texten für unterschiedliche Websites, für Portale, wenn ein Kunde neue Texte braucht oder ein Relaunch von einer Website angestanden ist, dann habe ich auch wieder neu getextet. Wir hatten einen großen Kunden im Einzelhandel und haben sehr viel gekocht, sehr viel fotografiert, sehr viel gebastelt. Tourismus war auch ein großer Zweig, d.h. auch ganz viel wandern. Jedes Mal, wenn du am Wochenende wandern gegangen bist, hast du irgendwelche Fotos gemacht, die du auf „Facebook“ irgendwann verwenden konntest. Man hat also schon in der Freizeit mitgedacht, was für einen Post man daraus machen kann. Wir haben selber kreiert und das war sehr cool. Wenn du ein Hotel in Salzburg betreust, dann ist das anders, als wenn du ein Hotel in der Steiermark betreust. Wir haben viel mit unterschiedlichen Traditionen und Bräuchen zu tun gehabt. Das Spannende an Agenturen ist, dass du unterschiedliche Branchen in einer sehr kurzen Zeit sehr intensiv kennenlernst.

 

Vor Kurzem waren Sie an der Sigmund Freud PrivatUniversität Wien (SFU) und haben nochmal eine Ausbildung gemacht. Wie kam es zu dem Switch?

Nachdem ich bei der Bluforce war, bin ich wieder zurück nach Wien gezogen und hab bei „Drei“ im Telekom-Bereich als Content-Managerin begonnen. Die Aufgabe war genau die gleiche. Ich habe für die Website getextet. Kommt ein neues Handy oder ein anderes neues Produkt heraus, überlegst du dir ein Konzept: Wie könnte man das umsetzen? Wer ist die Zielgruppe? Wie schaut die Website dann auf dem Portal aus? Dann gab es noch ein eigenes Portal, das ich mitbetreut habe. Ich habe dann Kinotipps eingeführt, weil es den „Drei“-Kino-Donnerstag gab.

In großen Konzernen ist es üblich, dass du alle zwei, drei Jahre einfach Re-Organisationen hast. D.h. da ändern sich Ebenen, Abteilungen, Führungskräfte und Teams. Ich kann mich noch erinnern, dass ich am Beginn bei „Drei“ erstaunt war, dass mir jede/r erzählt hat: „Ich bin schon seit zehn Jahren da, ich bin schon seit 15 Jahren da.“ Ich habe mir nur gedacht: Wahnsinn, ich habe meinen längsten Job drei Jahre gemacht! Je länger ich dann dort war, bin ich daraufgekommen, warum: Weil sie innerhalb des Kinzerns intern Jobs wechseln. Und da habe ich auch diese Möglichkeit ergriffen und habe im Zuge der Re-Organisation meine Rolle gewechselt. Ich wurde zum Scrum Master, konnte wieder mehr mit Menschen arbeiten und habe Scrum-Teams unterstützt. Und der Wechsel war so, als wäre ich in einem ganz anderen Unternehmen. Auf einmal war Englisch meine Hauptsprache und die haben alle mit Worten gesprochen, die ich noch nie in meinem Leben gehört hatte. Im Kern ging es darum, die Teams zu begleiten und diese waren in Wien und andere Kolleg*innen saßen in Indien. Das war recht spannend. Man hat mit Menschen zu tun, auch mit anderen Kulturen, kümmert sich um die Bedürfnisse der Menschen, ist sehr nah dran und weiß mehr als eine Führungskraft in Wirklichkeit. Natürlich sind da auch Konflikte dabei – es ist nicht so, dass jeder die Veränderungen im Prozess super findet. Da ist man dieser Abprall-Bock. Ich habe dann gemerkt, dass meine Intuition gut ist, aber dass es oft einfach zu wenig ist. Das Scrum-Team wurde von Coaches begleitet und ich bin darauf gekommen, dass das ein Thema ist, das ich ganz spannend finde.

Dann habe ich begonnen, an der SFU bzw. auch an der ARGE-Bildungsmanagement, einem Kooperationsinstitut der SFU, Coaching und Organisationsentwicklung zu studieren. Und da stehe ich heute. Ich bin jetzt Organisationsentwicklerin, Coach und Trainerin bei sinnvollFÜHREN und darf Unternehmen in schwierigen Situationen oder in Veränderungsprozessen begleiten. Das macht es für mich auch wieder spannend. Bei „Drei“ habe ich die Entwicklungsperspektiven für mich zum Schluss vermisst. Dabei ist es ein großartiger Arbeitgeber und mein Job dort war super.

 

Das klingt sehr vielfältig. Wie schaut Ihr Tag als Coach aktuell aus? Gibt es fixe Routinen?

Das ist ganz unterschiedlich. Ich betreue drei unterschiedliche Kunden aus drei ganz unterschiedlichen Sparten, die alle unterschiedliche Problemstellungen haben. Ich habe einen, wo ich ein Team begleite, Retrospektiven im Team mache und mich mit der Führungskraft austausche, d.h. ich bin auch Sparringpartner der Führungskraft. Dann habe ich einen anderen Kunden, wo ich die Scrum-Master coache. Das dritte Projekt ist ein Veränderungsprojekt in einem Unternehmen. Da hat sich eine Abteilung neu aufgestellt und da ich begleite dabei auch die Führungskräfte bzw. habe auch ganz viele Kick-off-Workshops mit den Teams gemacht: Wie starten wir jetzt neu? Was brauchen wir dazu? Wer sind wir eigentlich? Dann mache ich für Unternehmen interne Trainings. Also den typischen Tag gibt es bei mir gar nicht.

 

Können Sie sich vorstellen, irgendwann in den Bereich Medienmanagement zurückzukehren?

Was ich mir definitiv mit meinem derzeitigen Skill Set vorstellen kann, ist Medienunternehmen zu begleiten. Das würde gut passen, weil ich auch die Erfahrung in der Branche habe. Wie können wir uns neu aufstellen, dass es produktiv ist für uns als Mitarbeiter*innen oder für die Kunden von Agenturen? Als Organisationsentwicklerin in einem Medienunternehmen zu arbeiten, könnte ich mir sehr gut vorstellen. In der Branche ändert sich alles sehr schnell. Deshalb hätte eine solche Aufgabe Sinn.

Als Laura will ich mich im Job mit meinem Skill Set einbringen. Ich finde es ebenso wichtig, so viel wie möglich auszuprobieren. Ich bewundere auch alle Jugendlichen, die sich mit 14 eine Lehrstelle suchen. Ich wäre dazu nicht in der Lage gewesen. Ich bewundere die, die das schaffen und dann auch in diesem Beruf bleiben. Ich diskutiere das oft mit meinen Eltern, weil sie beide Lehrer*innen sind und ihr ganzes Leben lang Lehrer*innen waren.

 

Wir hätten abschließend einen Word-Rap vorbereitet. Wir beginnen Satze, die Sie dann beenden, wie es für Sie gut passt.

Work-Life-Balance bedeutet für mich…

Ich glaube in Wirklichkeit gar nicht an Work-Life-Balance. Ich finde es ganz wichtig, dass sich das Leben nicht nur um die Arbeit dreht. Aber: Was ist, wenn mir am Wochenende etwas einfällt, das ich gerne bei einem Kunden ausprobieren würde? Was ist, wenn ich ein Buch am Wochenende lese, das eigentlich etwas Arbeitstechnisches ist? Zerstöre ich dann meine Work-Life-Balance?

 

Mein Tipp für alle Student*innen lautet…

Probiert euch aus, so viel es geht! In ganz unterschiedlichen Richtungen. Wichtig ist es herauszufinden, warum hat mir das keinen Spaß oder warum hat mir genau das Spaß gemacht. Also ausprobieren und reflektieren! Reflektieren am besten in einer Gruppe.

 

Die Medienwelt müsste meiner Meinung nach…

sich drehen und in puncto „Wie arbeiten wir eigentlich?“ und „Was ist für meine Mitarbeiter*innen wichtig?“ genauer hinschauen und zuhören.

 

Ohne meine Erfahrung in der Medienwelt würde ich heute…

vieles vermissen und vieles nicht wissen!

 

Und zu guter Letzt noch: Veränderungen empfinde ich als…

ständigen Prozess! „Change is the only constant in life. “ Deshalb ist es ganz wichtig Veränderungen immer positiv zu begrüßen. Das wird uns unser ganzes Leben begleiten, egal ob im Beruf oder privat.

 

 

Dieses Interview entstand zur Feier des 25-jährigen Jubiläums von BMM im Rahmen von MMF I.

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