Peter Hofbauer: „Effizienz ist einfach wichtig”

Projektbeschreibung

Peter Hofbauer, verantwortlich für die Gesamtleitung Online der „Niederösterreichischen Nachrichten“ und der „Burgenländischen Volkszeitung“, sprach mit Jannik Fürst und Julian Landl über seine Studienzeit als unbequemer Student mit Hauptfach „SUMO“ und Nebenfach Medienmanagement, über richtiges Zeitmanagement und richtige Prioritätensetzung.

 

Man sagt ja oft: Wer das Hobby zum Beruf macht, der muss nie wieder arbeiten gehen. Trifft das auf Sie zu? Wollten Sie schon immer in die Medienbranche?

Das trifft auf mich so nicht zu. Da gibt es sicher andere Optionen. Momentan ist leider kein Formel1-Cockpit mehr frei und abgesehen davon wäre ich jetzt schon zu alt dafür. Spaß bei Seite. Natürlich war die Medienbranche von Beginn an sehr interessant für mich. Als ich 2006 zu studieren begonnen habe, war für mich damals nicht einschätzbar, welche Bedeutung und welche Durchdringung des Alltags durch die Medien in den Jahren danach noch folgen werden. Um das zeitlich einzuordnen: Ich habe zu studieren begonnen als es noch kein I-Phone gegeben hat (lacht). Als ich im Masterstudium war, sind I-Pads auf den Markt gekommen. „Facebook“ war bei uns noch nicht etabliert, von „Twitter“, „WhatsApp“, „Instagram“ & Co. gar nicht zu sprechen. Ausgehend davon könnte ich mir vorstellen, dass die Generation, die jetzt im Studieneinstieg ist und sicher viel mit Social Media zu tun hat, ihren künftigen Job mitunter als Hobby bezeichnet.

 

Sie haben vorher das Formel1-Cockpit erwähnt. Können Sie sich noch erinnern, welchen Berufswunsch Sie im Alter von circa zehn Jahren hatten? War es das Formel1-Cockpit?

Ja, damals war BMW gerade im Einstieg in die Formel1 und ich hab mir gedacht: Hey, das wär mal was! Bescheiden wie ich damals war, hätte ich gerne gesagt: Ich bin Testfahrer bei BMW im Formel1-Team.

 

Es gibt österreichweit gesehen relativ viele Studiengänge mit Schwerpunkt auf Medien und Management. War Medienmanagement an der Fachhochschule in St. Pölten immer die erste Wahl, oder wären auch andere ähnliche Studiengänge für Sie in Frage gekommen?

Vor 15 Jahren war es so, dass es das Studienangebot für Medien in Verbindung mit einer wirtschaftlichen Ausbildung nicht wirklich gegeben hat. Es gab wenig Alternativen. Eine davon in Kärnten, und da mir das Salzkammergut besser gefällt, es dort aber nichts gab, dachte ich: Kann ich gleich in St. Pölten bleiben. Ein reines Journalismus-Studium wollte ich nie machen. Mir war schon klar, dass Wirtschafts-Know-How massiv wichtig ist, vor allem, weil ich von einem Gymnasium gekommen bin. Nachdem ich aus der Umgebung bin, war es auch durchaus praktisch, das Studienangebot direkt vor der Haustür zu haben.

 

Vielleicht eine etwas schwierigere Frage: Wie würden Sie sich selbst als Student beschreiben?

So viel Einsatz wie nötig, bei so viel Outcome wie möglich. Effizienz war für mich beim Lernen immer schon recht wichtig. Es hat dann zum Glück durchaus ganz gute Resultate gebracht. Gleichzeitig bin ich jemand, der auch sehr unbequem ist, weil ich ziemlich klar artikuliere, was mir auffällt. Wir waren damals der erste Bachelorjahrgang 2006 nach der Umstellung von Diplomstudiengang auf das Bologna-System. Auch wenn ich nicht Jahrgangssprecher war, war ich auch eine offizielle Stimme des Studiengangs, wenn es irgendwo Verbesserungsvorschläge gab. Ich bin also sicher aufgefallen, war aber durchaus auch immer strebsam, eine gute Performance abzuliefern, vor allem bei Projekten, wo auch der Praxisbezug erkennbar war. Das hat dann auch irrsinnig Spaß gemacht, vor allem bei Gruppenarbeiten, wo man sich immer etwas ganz Besonderes einfallen hat lassen. Aber beim Lernen sollte es so effizient wie möglich sein.

 

Gibt es jetzt irgendetwas, das Sie jetzt im Nachhinein betrachtet vielleicht anders machen würden? Beziehungsweise, welchen Tipp würden Sie sich von Ihrem früheren Ich zur Studienzeit geben?

Den Tipp gebe ich als nebenberuflicher Lektor schon zehn Jahre lang an die Studierenden weiter. Damals war es eigentlich so, dass uns niemand wirklich erzählt hat, was Medienmanagement ist. Du hattest dein Curriculum, bist von einer zur anderen Lehrveranstaltung gegangen und plötzlich sitzt du in der „Medienökonomie“, gehst raus und bist im „Wirtschaftsrecht“. Klarerweise sind alle bemüht, ihre Inhalte immer auf Medien anzuwenden. Aber die Einordnung des Ganzen und das Stärken dieser Verbindungslinien, zu denken, wie diese ganzen unterschiedlichen Lehrveranstaltungen miteinander zusammenhängen – das habe ich erst kapiert, als ich für die Abschlussprüfung gelernt habe (lacht). Das ist irgendwo schade, denn dieses Grundverständnis hätte wahrscheinlich das eine oder andere Fach, das mich nicht wirklich interessiert hat, vielleicht doch wertvoller gemacht. Es macht durchaus Sinn diese Rolle, die man als Medienmanager hat, auch für sich zu reflektieren. Du bist nicht Journalist, bist in der Regel aber auch kein Controller – dieses Rollenverständnis als Schnittstellenmanager und als Projektmanager vor allem, das war mir nicht bewusst. Auch wenn es irgendwann im 4.Semester, glaube ich, Projektmanagement gab. Mit dieser Frage konfrontiere ich auch immer die Studierenden im Praxislabor: Was könnt ihr eigentlich nach dem Medienmanagement-Studium? Und dann kommt ganz oft: „Wir wissen über alle unterschiedlichen Medienarten Bescheid.“ „Ja, aber was könnt ihr? Um ein Beispiel zu nennen: Ein Arzt weiß hoffentlich auch um die Anatomie des Menschen und er kann halt dann zum Beispiel operieren. Und was können wir denn als Medienmanager*in?“ Diese Frage zu reflektieren und dann draufzukommen: Hey, wir sind eigentlich Kunsthandwerker für die Medienbranche. Wir schauen, dass die Medien Produkte weitergestalten, neue Produkte auf den Markt bringen. Wir sind nicht die Schreiberlinge, weil wir nicht perfekt schreiben können, wir sind nicht die Programmierer*innen, weil wir nicht die Techniker*innen sind. Aber wir sind die, die in Form eines Konzepts den Grundstein für jedes Projekt künftig legen. Etwas salopp gesagt: Wir sind die, die den Techniker*innen dann sagen, was sie umsetzen sollen. Das Bindeglied zwischen Problem und der Umsetzung der Lösung – diese Rolle war mir damals als Student nicht bewusst.

 

Wenn Sie an Ihre Zeit an der FH jetzt in St. Pölten zurückdenken, gibt es da irgendeinen Moment, der Ihnen besonders stark in Erinnerung geblieben ist?

Da gibt es sicher viele Momente. Einerseits wurde ein Jahr nach meinem Beginn das neue Gebäude eröffnet. Wir haben noch in der Herzogenburger Straße begonnen. So ähnlich wie jetzt die Situation ist mit der Raumveränderung war das dann irgendwie eine andere Welt.  Auf der anderen Seite habe ich ab 2007 das damals noch in einem anderen Format entwickelte „SUMO“-Magazin als studentischer Geschäftsführer verantwortet. Da haben wir wirklich über Jahre hinweg sehr viel Leidenschaft hineingesteckt. Ich habe das damals so beschrieben: Ich studiere „SUMO“ und Medienmanagement als Freifach. Es war damals wirklich ein Studierenden-Magazin, kein Fachmagazin wie heute. Es ging um Inhalte, die 16- bis 25-Jährige interessieren. Der langjährige APA-Geschäftsführer, Dr. Wolfgang Vyslozil, war damals Rektor und ich erinnere mich noch an durchaus fordernde Gespräche, in denen er meinte, er erzählt mir, wie denn „SUMO“ gemacht gehört. Da müsse viel mehr FH-Werbung rein, weil das ja ein FH-Werbeprodukt ist. Dabei habe ich schon gemerkt, ich habe eigentlich kein Problem, „alten, weißen Männern“ durchaus entgegenzutreten, sie mit schlagkräftigen Argumenten vom Gegenteil zu überzeugen. Das hat Spaß gemacht und hat mir im Nachhinein auch sehr viel Wertschätzung von ihm eingebracht.

Projektmanagement habe ich schon angesprochen: Das war damals geballt an einem Wochenende von Freitag bis Sonntag, Nacht-Sessions inklusive. Wir hatten die super Summer University mit Wolfgang Römer und Max Schlereth in München. Das war sehr cool. Wir haben Videowerbespots gedreht mit dem eigenen Auto für Englisch. Highlights gab es bei allem, was auf Projektarbeit bezogen war.

 

Wir konnten im Zuge unserer Recherche nicht herausfinden, welches Thema Sie in Ihrer Masterarbeit behandelt haben. Worüber haben Sie geschrieben, wie sind Sie zu dem Thema gekommen und welche Erkenntnisse konnten Sie auch mitnehmen in Ihre Berufslaufbahn?

Beim Master habe ich mir angeschaut, wie denn die Projektkommunikation beim Hauptbahnhof Wien funktioniert. Ich habe dazu im Wesentlichen ein Analysemodell entwickelt, anhand dessen man die Projektkommunikation bewerten kann. Damals war ja auch der Flughafen Berlin beispielsweise ein Worst Case-Beispiel oder auch Stuttgart. Wenn dann ÖBB und Stadt Wien gemeinsam etwas tun, ist das auch nicht unbedingt so, dass man sich denkt: Hey cool, da entsteht ein neues Best Practice-Beispiel, das in ganz Europa angesehen sein wird. Es war irrsinnig spannend und es gab damals eben die Anfrage, ob jemand Lust hätte, das sozusagen in einer Masterarbeit zu evaluieren. Das hat mich durchaus angesprochen und was ich mitnehmen konnte, waren viele wertvolle Impulse, mit wie wenig Mitteleinsatz wie viel Output da rausschauen kann, weil wirklich immer die ganze Projektkommunikation damals ein Team aus eineinhalb Personen gemacht hat. Ich habe dann viele Jahre Integrierte Unternehmenskommunikation unterrichtet und das immer als gelungenes Beispiel ingebracht. Nach dem Erzählen der Ereignisse habe ich Studierenden stets gefragt: „Was glaubt ihr, wie groß die Kommunikationsmannschaft war? 10 Leute, 15 Leute?“ Dass es eineinhalb Personen waren, hat dann schon die Augen geöffnet, dass man vielleicht im Studium zu viel „Pampers-Vorstellungen“ hat, angesichts dessen, wie dann der berufliche Alltag zu meistern sein wird. Am Ende des Tages war es ein cooles Projekt, sehr professionell aufgezogen, sehr partizipativ immer dort, wo es um Change-Management geht. Das ist damals sicher ein großer Impuls gewesen, den ich dort habe ernten können.

 

Auf Ihrer LinkedIn-Seite haben wir herausgefunden, dass Sie bei Up-To-Future Ihr Praktikum absolviert haben, und jetzt wollten wir gerne wissen, wie für Sie die ersten Einblicke in der Medienbranche damals waren?

Ich habe den Schwerpunkt Strategisches Management gewählt im Studium und mit Up-To-Future war eine lässige Unternehmensberatung direkt vor Ort. Schon aufgrund einer vorangegangenen Tätigkeit hat mich im Wesentlichen der Weg dort hingeführt. Es war dann spannend, von heute auf morgen plötzlich in realen Projekten mitwirken zu können, Analysen nicht für eine Seminararbeit und eine Note zu machen, sondern auf Basis der Analyse neue Strategien zu entwickeln. Es war ein hoher Grad an Verantwortungsbewusstsein, der sich da von heute auf morgen sehr schnell eingestellt hat. Das hat mich im Praktikum am meisten beeindruckt. Neben dem Master war dann immer so die Frage: Was tut man da nebenbei? Nach drei Jahren studieren wollte ich nicht nochmal nur studieren. Über „SUMO“ habe ich dann zwei Kollegen kennengelernt, die beide Medientechnik studiert haben, und wir hatten alle dasselbe Thema: Arbeiten wir jetzt neben dem Studium in einer Agentur oder in einem Medienbetrieb, wo wir im besten Fall etwas mitbekommen von der Branche und schlecht oder nicht bezahlt sind oder machen wir einfach eine eigene Agentur? Dann haben wir gesagt: Okay, Zweiteres hört sich irgendwie reizvoller an. Dann haben wir es probiert, mit klarer Aufgabenteilung zu schauen, dass wir mit Kundenakquise Projekte generieren. Die zwei haben die Projekte dann technisch umgesetzt und es hat funktioniert. Der erste zufriedene Kunde hat das seinem Netzwerk erzählt, dann hat man uns darauf angesprochen und dann hatten wir eine Agentur und nebenbei noch das Masterstudium. Letzten Endes machen wir das bis heute.

 

Und Sie waren da als Unternehmensberater tätig oder wie würden Sie jemandem erklären, worin ihr Job bestand, wenn jemand keine Ahnung von dieser Thematik hat?

Jedes Unternehmen hat einen gewissen Zweck – die Unternehmen konzentrieren sich auf diesen Unternehmenszweck, damit sie eben dementsprechend zum Beispiel hervorragendes Restaurantservice bieten oder hervorragende Autos bauen. Damit sind sie aber nicht gleich Experten dafür, wie man die Produkte am besten am Markt positioniert. Wie sie zur Zielgruppe zu bringen? Dazu gibt es Unternehmensberater, die denen dabei helfen mit Fokus auf Marketing und Vertrieb. Nur weil ich hervorragende Autos baue, heißt das ja nicht, dass ich weiß, wie ich auch über das Internet gefunden werde. Darum konsultieren die vielleicht dann einen Unternehmensberater mit Schwerpunkt digitale Vertriebswege, Suchmaschinenoptimierung etc., oder e-Commerce oder was auch immer. Und der Vorteil war halt bei uns, dass wir diesen konzeptionellen Part auch mit der technischen Umsetzung von den beiden Kollegen kombinieren haben können. Darum waren wir keine klassische Unternehmensberatung, sondern ich war eher der Unternehmensberater, konzeptionierter und schon ins Design gehend. Die andern beiden haben eine Service Agentur daraus gemacht, in der wir auch die technischen Umsetzungen anbieten haben können.

 

Sie haben beruflich auch mit dem „Niederösterreichischen Pressehaus“ zu tun gehabt, so auch später und aktuell noch mit der FH St. Pölten. Wie würden Sie diesen Weg beschreiben und die Tätigkeit? Und wie ist es als ehemaliger Student an der FH Lektor zu sein?

Also ich bin seit Ende 2012 beim „Pressehaus“, dort für den Online- und Digital-Bereich verantwortlich und habediesen dort dann als Geschäftsfeld aufgebaut und weiterentwickelt. Ich bin dort eigentlich über meine Selbstständigkeit hingekommen, denn wir haben uns damals „nön.at“ angeschaut, nachdem wir bereits drei Jahre in unserer Agentur tätig waren und haben dann den damaligen Geschäftsführer um einen Termin gebeten, weil wir ihm gerne eine Online-Beratung angeboten hätten. Lange Rede, kurzer Sinn: Der Geschäftsführer war nicht an einer externen Beratung interessiert, sondern hat gemeint, er braucht jemanden, der sich intern um das kümmert und so kam es dann zu dem Job. Ich habe dann gesagt: „Aber nur dann, wenn ich nebenbei noch meine Selbstständigkeit weiterführen kann.“ Das wurde mir zugesagt. Zu diesem Zeitpunkt war ich auch schon nebenberuflicher Lektor, weil damals eine Lehrveranstaltung oder sogar zwei noch unbesetzt waren und die Verantwortungsträger der Studiengänge damals aus Marketing und Kommunikation bzw. aus Medienmanagement der Meinung waren, das könnte doch jemand machen, der bereits Berufspraxis hat, aber auch eben noch nahe dran an den Studierenden ist. Das war zu Beginn sicher keinesfalls einfach, so als gerade Absolvent auch noch zweifelnden Studierenden mit meiner natürlich noch fehlenden Erfahrung gegenüberzutreten. Da ist jetzt nach über zehn Jahren schon etwas mehr Routine und Lockerheit dabei.

 

Was waren als Lektor die größten Herausforderungen am Anfang?

Grundsätzlich mache ich nur Dinge, von denen ich auch überzeugt bin und ich glaube schon, dass ich damals ausreichend Erfahrung und Know-How hatte, um das dann weiterzugeben. Aber wenn man natürlich teilweise jünger ist als Studierende oder nicht wesentlich älter, dann merkt man gewisse Vibes, dass es durchaus Zweifler*innen gab. Was will mir der da jetzt erzählen, der ist ja nicht älter als ich? Das war am Anfang sicher eine gewisse Herausforderung und es war dann auch schön, dass am Semester Ende gewisse Studierende das im Feedback auch artikuliert haben. Das war eben die Herausforderung, ganz abgesehen davon, dass es heißt: Du übernimmst jetzt zwei Lehrveranstaltungen. „Gibt es da irgendwo ein Skript, auf das man aufbauen kann?“ Und hieß es „Nein, nicht wirklich. Aber es wäre gut, wenn man da unvoreingenommen einen Vorschlag mache…“, das war dann schon sehr umfassend in der Vorbereitung und klar eine Herausforderung in dieser kurzen Zeit. Schön war aber, wie sich diese drei Teilbereiche miteinander verbinden, weil wir natürlich reale Projektaufgabenstellungen gehabt haben aus meiner Selbstständigkeit und von der „NÖN“. Die Studierenden können sich dann wirklich mit realen Auftraggebern an Aufgabenstellungen heranmachen und auch schon wirkliche, ja, Entscheidungsträger*innen kennenlernen. Gremien, Geschäftsführer, Verkaufsleiter und Chefredakteure, etc. Darüber hinaus natürlich konnte ich immer Werbung für unsere Berufspraktika machen, die wir bei der „NÖN“ vergeben, und wenn sich dann Personen beworben haben, die den einen oder anderen schon kannten, dann war das auch für das Unternehmen ein Vorteil, wenn sie wussten, wer da schon recht gut drauf ist. Viele wurden dann auch nach dem Praktikum dort übernommen. Wir haben einige Absolvent*innen der FH bei uns im Team im Online und Digitalbereich. Das ist sehr cool, wenn sich diese drei Standbeine so miteinander ergänzen.

 

Also werden auch Studierende zu Kolleg*innen?

Genau (lacht).

 

Themenwechsel. Gehen wir über zu Änderungen in der Medienbranche. Uns wird ja laufend erklärt, dass sich diese in einem ständigen Wandel befindet und Sie sind doch schon sehr lange in der Medienbranche tätig. Daher würde ich Sie gerne fragen, welche Tätigkeitsfelder verändern sich ihrer Meinung nach am stärksten in der Branche?

Ich tue mir mit solchen Fragen immer sehr schwer, denn das Betätigungsfeld in der Medienbranche ist einfach so heterogen. Ich kann ein Journalist sein, der 30 Jahre lang gewohnt war, dass er für eine Zeitung schreibt. Und mittlerweile ist er aber de facto ein Multimedia-Journalist. Wenn er ein Interview macht, dieses nicht einfach nur aufnimmt und es nachher für die Zeitung abtippt, sondern vor Ort gleich einen Podcast mit dem macht, vielleicht durch einen kurzen Word Rap dazu unterschiedlichen Social Media Teaser liefert und sich überlegt „Hey, wie kann ich denn mein Interview bestmöglich auf ‚Instagram‘ teasern?“ Für diesen Journalisten war das die maximale Veränderung. So wie bei uns jetzt bei der „NÖN“. Hier war man es gewohnt, einmal in der Woche eine Zeitung herauszubringen und jetzt wird tagesaktuell online berichtet. Das hat mit dem vorhergehenden Berufsbild nichts mehr zu tun und darum ist das für mich eine maximale Wandlung. Genauso ist es ein maximaler Wandel, wenn man fragt: „Wo rezipieren Menschen Nachrichten?“ Früher war klar, man hat das in den Massenmedien gehabt, dann kam das Internet und war immer und überall verfügbar, dann kam Social Media und das haben die Nachrichten-Seiten für sich entdeckt und ihre Nachrichten dort geteilt. Mittlerweile werden ganze Beiträge dort nicht nur geteasert, sondern eigentlich die ganze Story erzählt. Das heißt, die Art und Weise Geschichten zu der Zielgruppe zu transportieren hat sich maximal verändert und ist nach wie vor in einem Wandel.

Gerade was Medien betrifft, habe ich eine sehr starke These. Das klassische Geschäftsmodell mit Nachrichten, Abo und Werbung wird sich alleine nur noch in den seltensten Fällen finanzieren können. Somit liegt der Schlüssel in der maximalen Diversifikation. Das heißt: Welche Geschäftsfelder kann ich um meinen Kern als Medienunternehmen aufbauen, wobei ich aber die Reichweite des Mediums nutze, um alle diese Geschäftsfelder gratis bekannt zu machen. Weil wir in unseren eigenen Medien neue Produkte, neue Dienstleistungen, neue Events, was auch immer, promoten können, wo andere, welche kein eigenes Medium dafür haben, sehr viel Geld dafür ausgeben müssen. Das heißt, der Wandel von Medienunternehmen hin zu einem sehr diversifizierenden News- und Dienstleistungsanbieter ist entscheidend. Und dann gibt es noch alles was dazu reinspielt, etwa: Wenn eine Künstliche Intelligenz (KI) mich dabei unterstützen kann, den Content für die jeweilige Zielgruppe am idealsten auszuwählen, als es ein Mensch jemals tun könnte, dann soll das die KI machen. Die Rolle und der Wert von Daten, es heißt ja immer „Daten, Datenschutz usw.“, aber Daten sind für mich nichts Anderes als ein Enabler, mit dem was ich tue größtmögliche Nutzen stiften zu können. Es bringt ja nichts, wenn ich jemandem mit einem Newsletter auf die Nerven gehe, wo ich ihm mein Produkt A anbiete, einfach weil ich es nicht besser weiß. Wenn ich es aber im Produkt C anbiete, dann findet der das vielleicht richtig cool. Von dem her ist die Bedeutung von integriertem Datenmanagement einfach massiv wichtig und ist ein Enabler dieser Diversifikation um diese bestmöglich nutzen zu können. Das betrifft nicht nur den B2C-Bereich, sondern auch den B2B-Bereich. Da gibt es viele Dinge, die wir als Medium unseren werbetreibenden Unternehmen anbieten könnten, die über Werbefläche, -sekunden oder -minuten hinausgehen. Diese Konvergenz aus Medien oder Nachrichtenproduzent hin zu wirklichen Service Dienstleistern von B2B und B2C – ich denke, dieser Wandel ist unumgänglich für alle Medienunternehmen, die es in zehn Jahren noch geben soll.

 

Also alle Medienunternehmen, die diese Wandel nicht mitmachen werden früher oder später verschwinden?

Es gibt aber noch andere Medien, wie die öffentlich-rechtlichen Sender, die immer zusätzliche Möglichkeiten in ihrer Finanzierung des Geschäftsmodells haben. Aber wenn wir an privatwirtschaftliche Medienunternehmen denken, dann wird das unumgänglich sein. Wir lernen überall das Thema Kundenbeziehungen. Wir leben ja oft in einem Verdrängungsmarkt und wo wir seit jeher einen Verdrängungsmarkt haben, ist, wenn es um die Aufmerksamkeit unserer Zielgruppe geht. Denn der Tag hat nie mehr als 24 Stunden, das muss uns klar sein. Von daher sollte die These jene sein: „Wie kann ich für meine Zielgruppe so nutzenstiftend sein, dass sie so viel Zeit wie möglich mit mir verbringen möchte?“ Denn nur, wenn ich relevant bin und der/die Rezipient*in gerne Zeit mit mir verbringt, wird er auch bereit sein, für gewisse Services zu bezahlen und mich weiter zu empfehlen. Ein zufälliges interessantes „Facebook“-Posting wird auf lange Sicht zu wenig sein.

 

Wie schaffen Sie es, bei diesen vielen Tätigkeiten Berufs- und Privatleben miteinander unter einen Hut zu bringen?

Natürlich ist es so, wenn man neben einem Full Time Job einen Lehrauftrag und eine eigene Selbstständigkeit hat, dass die Freizeit geringer ist als bei jemandem, der nach einem „Nine to Five“-Job nach Hause geht und an nichts mehr denken muss. Das ist ein Abwägen von Prioritäten im Leben, die man für sich selbst ordnen muss. Im Nachhinein betrachtet, möchte ich nichts davon missen. Natürlich ist ein gutes Zeitmanagement unumgänglich. Es waren auch nicht immer alle in meinem Umfeld vom meinem Zeitmanagement restlos überzeugt und manchmal ist das eine oder andere auch zu kurz gekommen. Aber das Leben ist nicht immer gleich und es hat immer unterschiedliche Phasen gegeben. Dadurch, dass ich von der Selbstständigkeit nicht leben habe müssen, habe ich immer geschaut, dass über den Sommer eher weniger zu tun ist und auch wirklich mehr Freizeit und Freiheit zu haben. Aber es gab auch Phasen, in denen ich lieber auf dem Tennisplatz gewesen wäre als im Hörsaal. Aber letzten Endes war es auch sicher ein Vorteil, dass die „NÖN“, die FH und mein Wohnort auch räumlich sehr nahe beisammen sind. Von meinem Hauptjob zur FH fahre ich sechs Minuten, von zu Hause aus zur FH zehn Minuten und zum Hauptjob acht Minuten. Statt dem Pendeln ist das der FH-Lehrauftrag pro Woche. Effizienz ist einfach wichtig, ich verfolge als Grundwert auch das Prinzip des Minimalismus und das kommt mir auch oft zu Gute. Das hilft mir in derselben Zeit mehr unterzubekommen. Denn auch mein Tag hat nicht mehr als 24 Stunden. Und Schlaf ist wichtig.

 

Also für Schlaf nehmen sie sich immer genug Zeit?

Das war nicht immer so. Die Zeiten, in denen wir Selbstständige Projekte bis halb vier Uhr in der Früh abgewickelt haben, die gab es auch. Die gibt es heute nicht mehr. Man merkt es dann eh, wenn etwas aus dem Ruder läuft.

 

Das ist jetzt eine gute Überleitung zu unserer letzten Frage, nämlich: Welche beruflichen Ziele haben Sie sich gesetzt und in welche Richtung wollen Sie sich entwickeln?

Das sind sicher keine Antworten, die jetzt erwartet werden, aber ich strebe im Wesentlichen danach, ein gutes Leben zu führen. Der Mensch ändert sich im Laufe der Zeit immer wieder, Vorlieben ändern sich, Interessen ändern sich, Wegbegleiter*innen ändern sich. Von dem her ist mein Ziel für die berufliche Zukunft nur jene: Wenn ich merke, mich zieht es woanders hin, und damit meine ich jetzt nicht vom Medienunternehmen A ins Medienunternehmen B, sondern, ich sage jetzt irgendwas, ich werde Gärtner, dann möchte ich mir selbst versprechen, nicht aufgrund der Gewohnheit, des Komforts oder des Einkommens irgendwo zu verharren, wo ich merke, ich komme davon ab ein wirklich gutes Leben zu führen. Und das ist Ziel und Versprechen gleichzeitig an mich. So unvorhersehbar die Zukunft auch ist, so wenig konkreter könnte ich es jetzt benennen.

 

 

Dieses Interview entstand zur Feier des 25-jährigen Jubiläums von BMM im Rahmen von MMF I.

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