Niklas Gusenbauer: „Wenn Interesse an einem Thema sich zur Abschlussarbeit und Berufsrealität umwandeln lassen”

Projektbeschreibung

Niklas Gusenbauer, Manager Digital Business bei „Sony Music Entertainment Austria GmbH“, sprach mit Valeria Brunner und Mavie Berghofer über die Bedeutung von Eigeninitiative und Selbststudium in der nie stillstehenden Musikwirtschaft.

 

Wir haben herausgefunden, dass du im Rahmen deiner beruflichen Tätigkeit immer wieder Playlists erstellst. Nun würde uns interessieren, welche 3 Songs auf deiner persönlichen Gute Laune-Playlist nicht fehlen dürfen.

Ich bin natürlich sehr, sehr musikinteressiert. Momentan ist der Song „Friday“ mein Favorit, weil er einfach Lust auf das Wochenende macht. Dann noch „Happy Now“ von Kygo und „Rasputin“ von Majestic, also der Remix von Boney M. Das sind momentan die Songs mit Garantie für einen Endorphin-Kick.

 

Super, danke. Den Kick brauchen wir immer wieder mal. Unsere erste Frage: Hattest du Vorerfahrungen im Wirtschafts- oder Medienbereich mit ins Studium gebracht oder war das für dich Neuland?

Eigentlich komplettes Neuland, ich bin fast direkt nach der Matura mit dem Umweg des Präsenzdienstes an die FH gekommen.

 

Hat das Studium an der FH deinen Erwartungen entsprochen oder hast du dir etwas ganz anderes darunter vorgestellt?

Für mich war es genau das, was ich mir erhofft habe. Einfach ein breites Spektrum an wirtschaftlichen und Medienaspekten mit Fokus auf den Marketingbereich. Vielleicht auch noch zum Curriculum: Man konnte sich die Inhalte über den Informationsfolder zum Studium ansehen, das wurde im Vorhinein ja klar kommuniziert. Ich kann mich noch erinnern, der erste Kontakt mit der FH St. Pölten war über den FH-Guide und die „BeSt“-Messe, wo sich die Fachhochschulen vorstellen. Damit wurde ein sehr guter Überblick gegeben über die verschiedenen Fächer. Insofern hat es mich nicht überrascht, auf was ich mich da eingelassen habe.

 

Welche Lehrveranstaltungen haben dir persönlich am meisten Spaß gemacht bzw. dich am meisten interessiert?  

Bei mir war es auf jeden Fall das Strategische Management als Unterrichtsfach, das mich sehr geprägt hat. Da haben wir zum ersten Mal wirklich eigene Business-Pläne erstellt, waren auch auf einer Exkursion in München und bekamen einen wirklich tollen Einblick in die Start-Up-Welt: „Was gehört eigentlich zum Gründungsprozess eines Unternehmens? Ich habe eine Idee und wie kann man die umsetzen?“ Das gesamte Curriculum war für mich ein toller Über- und Einblick in die verschiedensten Aspekte der Medienbranche, sei es finanzieller oder politischer Natur. Auch Medienpolitik hat mich sehr interessiert.

 

Das klingt nach großer Zufriedenheit mit dem Studium. Gibt es etwas, von dem du dir nachträglich wünschen würdest, dass es Teil des Curriculums gewesen wäre?

Also was ich auch während meiner Zeit des Studiums mitbekommen habe, ist, dass das Curriculum regelmäßig adaptiert wurde an die Bedürfnisse der Branche, was sehr zweckdienlich ist. Ich habe mich während des Studiums auch für praktische Programme interessiert, wie zum Beispiel Photoshop. Das war für mich etwas, was ich auf jeden Fall gerne gelernt hätte. Das gab es dann nach drei Jahren zumindest für den Master als Freifach. Aber es gehört auch ein bisschen zum Weg, dass man sich selber mit solchen Tools beschäftigt und ein Selbststudium macht. Mittlerweile kann man sich sehr viel über „YouTube“-Tutorials und diverse Foren im Internet erarbeiten. Vorausgesetzt, es sind nicht allzu schwierige Themen, mit denen man sich da befasst.

 

Wenn du jetzt 3 Key Learnings aus dem Bachelorstudium nennen müsstest, welche wären das?

Strategisches Management steht da auf jeden Fall ganz oben bei mir. Auch die Priorisierung verschiedener To-Do‘s ist ein wirklich wichtiger Punkt. Das heißt, man hat im Studium ja mehrere Dinge gleichzeitig zu erledigen und man lernt hier Deadlines einzuhalten. Das unterschätzt man oft in der Arbeitswelt, aber dieses klassische Soft Skill hat mir sehr geholfen. Als dritten Punkt auch das Interesse, mich mit gewissen Themen näher auseinanderzusetzen. Ich wusste zum Beispiel nicht, dass mich Content Management so sehr interessiert. Dank des Fachs und des Dozenten, den wir hatten, habe ich mich dann näher damit auseinandergesetzt und Zusatzliteratur gelesen und bin dann mit meinem ersten Job ins Content Management eingestiegen. Da hat mir der Background, den ich mir da an der FH aneignen konnte sehr geholfen.

 

Gab es in deinem Bachelorstudium die Lehrveranstaltung „Musik“ schon? War dir schon bewusst, dass du gerne in diese Richtung gehen möchtest oder hat sich das Interesse an der Musikwirtschaft bei dir erst später herauskristallisiert?

Dieses Fach gab es damals leider wirklich nicht. Ich bin aus dem Bachelor in den Master gekommen und ab dem Zeitpunkt kam es ins Curriculum und das hat mich dann natürlich ein bisschen geärgert. Aber auch hier ja war es so, dass ich mich selbst mit der Musikwirtschaft auseinandergesetzt, meine Bachelorarbeit dazu verfasst habe und mich in das Thema einarbeiten konnte. Das Interesse bestand nicht nur, weil ich mich sehr gerne mit Musik auseinandersetze, sondern weil mich der Background interessiert hat. Wie verdient ein/e Künstler*in Geld? Wie laufen die Erlösströme ab? Wie kann ein/e Künstler*in über das Radio Geld verdienen? Ich habe mich auch bei der Masterarbeit genau mit diesem Thema beschäftigt. Das ist ein Punkt, der mir an der FH St. Pölten sehr gefallen hat und bis heute gefällt: Dass man die Freiheit hat, sich mit den Themen zu beschäftigen, die einen am meisten interessieren.

 

Du hast gerade erwähnt, dass du vom Bachelor- direkt ins Masterstudium gegangen bist. Gab es einen bestimmten Grund, warum du nicht gleich in einen Beruf eingestiegen bist oder war das für dich schon immer klar, dass du noch einen Master anhängen willst?

Ich wollte eigentlich von Anfang an den Master machen, um eine Stufe draufzusetzen. Ich möchte mich einfach noch mehr mit ein paar Themen auseinandersetzen und weiterstudieren. Dazu kommt, dass das Studieren mir sehr viel Spaß gemacht hat.

 

Hast du auch andere Studienrichtungen oder Hochschulen erwogen?

Ich habe mich tatsächlich nirgends anders beworben. Es gab einige Kolleg*nnen, die die dann nicht mehr weiterstudieren wollten und deren Argumente für sie gestimmt haben mögen. Im Sinne von: „Viel kann ich im Master nicht mehr dazulernen“. Viele von den Abgänger*innen, mit denen ich heute noch Kontakt habe und mit denen ich noch sehr eng verbunden bin, haben sich später ein bisschen geärgert, dass sie nicht weiter gemacht haben. Ich konnte mein Know-How ausbauen, konnte auch unsere Freundschaft pflegen und alles, was sonst noch neben dem Studium und dem Aneignen von Lehrstoff anfällt intensivieren. Beim Aufsteigen tut man sich meiner Erfahrung nach schon leichter, wenn man einen MA dabeistehen hat.

 

Hat es im Masterstudium auch etwas geben, wo du sagst, das waren jetzt diese Fächer oder genau diese Punkte, die mir extrem viel gebracht haben?

Das strategische Management hat mich bis heute geprägt. Im Master war Financial Controlling eine Spezialisierung von mir. Das Umgehen mit Daten und Zahlen – davon kann ich heute noch profitieren. Auch wenn es um Marketing geht und Marketingkennzahlen, die da analysiert werden und mitgegeben werden. Marketing war meine zweite Spezialisierung. Wenn man aus dem Studium kommt und Key Performance Indicators sofort identifizieren kann und es für einen nichts Neues ist, was ein TKP ist oder andere Kennzahlen. Das hat mir natürlich schon sehr geholfen beim Einstieg ins Berufsleben.

Was ich auch noch hervorheben kann, ist die Vermittlung von Soft Skills. Vor allem im Master hatten wir die LV „Präsentation und Moderation“. Ein Fach, das mir geholfen hat aus mir rauszugehen. Ich war am Anfang meines Studiums etwas introvertiert, habe nicht so gern präsentiert, und durch solche Soft Skills, wo man kleine Tricks gelernt und geübt hat, fiel mir das danach wirklich viel leichter. Heutzutage mache ich es sehr gerne und versuche immer noch die Tipps der Experten, die uns Präsentation und Moderation beigebracht haben, einzubauen.

 

Hast du neben dem Studium schon ein bisschen gearbeitet im Sinne eines Neben- oder Studentenjobs oder hast du Vollzeit studiert?

Abgesehen von ein paar Sommerjobs habe ich mein erstes Praktikum am Ende des Bachelorstudiums, als es ein Praxissemester gab, gemacht. Ich war ein halbes Jahr beim „ÖGB Verlag“ und das war mein erster, längerfristiger Kontakt in die Berufswelt. Im Master war es dann auch ganz interessant, weil der berufsfreundlich gestaltet war mit zwei Tagen in der Woche ohne Unterricht. Das hat dann die Mehrheit, wenn nicht sogar alle, dazu bewogen, sich auch einen Nebenjob zu suchen. Ich habe dann angefangen bei „Markt Guru“, einem Start-Up, zu arbeiten. Am Anfang zehn Stunden und gegen Ende des Studiums hin immer länger. Es war toll, mich so langsam in die Berufswelt einzufügen. Also mit zehn Stunden in der Woche beginnend bis hin zu 40 Stunden gleich nach meinem Abschluss des Studiums. Es war auch ein Job, in dem ich sehr viel lernen konnte in Hinblick auf Unternehmenswachstum und Challenges, weil ich auch der erste Mitarbeiter dieses wachsenden Start-Up war. Nach meinem Austreten zu „Sony Music“ bin ich von einer Firma weggegangen, wo allein in Österreich 15 Leute gesessen sind.

 

Würdest du sagen, dass der Berufseinstieg nach dem Studium relativ leicht ist oder kennst du auch Fälle, die länger Probleme damit gehabt haben, etwas Passendes zu finden?

Ich kenne eigentlich keinen Fall, die länger als zwei Monate gesucht haben nach dem Masterstudium. Wenn es ein bisschen länger gedauert hat, dann nur deshalb, weil jemand nicht genau wusste, in welchen Bereich er oder sie gehen will.

Zu empfehlen ist es tatsächlich, schon in einem berufsbegleitenden oder berufsfreundlichen Studium, wie es der Master dann war, tatsächlich etwas daneben zu machen. Allerdings und darauf wurden wir auch immer wieder hingewiesen: Von Anfang an 40 Stunden wird sich letztlich nicht ausgehen, selbst mit dem Home Office.

 

Gibt es irgendwelche Aspekte in deinem Beruf, deinem Job oder generell deiner Erfahrung auch bei „Markt Guru“, wo du jetzt sagst, auf diesen Punkt hat mich das Studium nicht wirklich vorbereitet?

Rein fachlich gesehen ja. Es ist für einen Studiengang natürlich schwer, für mehrere Berufssparten jede/n gleich gut vorzubereiten. Also ich weiß nur von meinen Berufsstationen und von denen meiner Freunde, dass eigentlich nicht wirklich etwas gefehlt hat. Es handelt sich dann im Schluss höchstens um Kleinigkeiten, wie Photoshop oder so. Was natürlich immer wichtig ist, aber auch das wird einem zwangsläufig im Studium beigebracht, ist, wie der soziale Umgang mit Kolleg*innen oder Chefs bzw. Chefinnen funktioniert. Also allein in unseren Gruppenarbeiten merkt man schon, wie man miteinander umgeht, wie man dann spricht. Das ist an einer Universität vielleicht doch schwieriger mitzubekommen, weil man nicht tagtäglich nebeneinandersitzt und sich mit denselben Personen umgibt. Wo so viele Praxisprojekte am Plan stehen, lernt man den Umgang mit Kolleg*innen sehr schnell, was ein wichtiger Skill ist in der Berufswelt. Die wenigsten werden in einen Beruf einsteigen, wo sie komplett alleine arbeiten.

 

Du bist als Lektor zurückgekommen an die FH. Was hat dich dazu bewegt?

Ich habe mich auch nach dem Abschluss sehr, sehr verbunden mit der FH gefühlt. Nach dem Abschluss des Masterstudiengangs gab es Kontakte mit der Studiengangsleitung betreffend einzelne Vorträge oder Praxiseinblicke in unser Unternehmen. Der Kontakt ist also von Anfang an bestehen geblieben und zu meiner Freude kam dann tatsächlich die Anfrage an mich und einen Kollegen, da der Gastlektor für die Lehrveranstaltung „Musik“ den Job wechselte.

 

Was würdest du sagen, macht dir bei deinem derzeitigen Job bei „Sony Music“ am meisten Spaß?

Also momentan macht mir am meisten Spaß, dass es vielfältige Aufgaben gibt. Ich bin jetzt nicht nur im digitalen Vertrieb zuständig für das Digital Sales Team, sondern eine meiner Hauptaufgaben ist es mit Kunden in Form von digitalen Streaming-Plattformen wie „Spotify“, „Apple Music“, „YouTube“ etc. zu sprechen. Dabei geht es um Online Marketing-Verknüpfungen, Projekt- und Prozessmanagement, die Optimierung interner Prozesse und Datenanalyse, um das Erstellen von Forecasts meiner Kunden, also zum Beispiel „Spotify“. Ich schaue mir dann an, wie sich die Umsatzzahlen, die User*nnen-Zahlen, die Marktanteile entwickeln und versuche, das zu analysieren und dann auch in einen Forecast für das nächste Geschäftsjahr zu verarbeiten.

Meine Aufgabengebiete entwickeln sich eigentlich fast schon täglich weiter und ich bin da zum Glück auch so frei, mich mit Themen auseinandersetzen zu können, die mich sehr interessieren. Auch das Umfeld meiner Arbeitsstelle lässt es zu, mir andere Themen, als die der letzten Monate zu nehmen und mich damit zu beschäftigen. Es gibt keinen Stillstand hinsichtlich technischer Entwicklungen, Umsatzentwicklungen und gesellschaftlicher Entwicklungen und das nimmt natürlich Einfluss auf das Daily Business. Toll ist auch der zwischenmenschliche Umgang mit Menschen, mit Künstler*innen und Manager*innen, der bei uns nicht zu kurz kommt. Selbst während der Corona-Pandemie hat man sehr viel Kontakt dank der modernen Technologien.

 

Würdest du auch sagen, dass es die eine oder andere Schattenseite an deinem Beruf gibt? Irgendetwas, das nicht so optimal ist?

Es ist eher situationsabhängig. Also genau so, wie ich es mag, wenn sich etwas weiterentwickelt, fällt es mir nicht so leicht zu akzeptieren, wenn es nach Stillstand aussieht. Manchmal muss man Themengebieten aber Zeit geben sich zu entwickeln und Geduld haben. Aber das ist jetzt kein wirkliches Problem in meinem Job. Vielmehr gehe ich einer Tätigkeit nach, die mich wirklich interessiert und Spaß macht.

 

Wir hätten noch einen kurzen Word-Rap. Ich fange einen Satz an und du beendest ihn dann einfach mit dem ersten Gedanken, der dir durch den Kopf geht. Der letzte Song, den ich gehört habe, war…

„Europa“ von Freude.

 

Mein erstes Konzert war…

„Die Fantastischen Vier“. Im U4 war das, glaube ich.

 

Mein Lieblingsprofessor an der FH war…

Wolfgang Römer.

 

Mein Lebensmotto ist…

nicht zu viel und nicht zu wenig. Der Ausgleich ist das, was wertvoll ist.

 

In 20 Jahren möchte ich…

weiterhin so glücklich zu sein wie jetzt.

 

 

Dieses Interview entstand zur Feier des 25-jährigen Jubiläums von BMM im Rahmen von MMF I.

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