Melanie Spanl: „Paula Power“ würde nicht weit kommen in der TV-Branche heute”

Projektbeschreibung

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Melissa Brunbauer und Magdalena Kanev sprachen mit Melanie Spanl, Producerin bei Disney, über den Alltag in einer Firma, die nicht nur in Kinderaugen Strahlen zaubert, über das Erzählen von Geschichten im Bewegtbild- und im Audiosektor und nicht zuletzt über richtige Vorstellungsstrategien vor allem für Frauen.

 

Wir möchten das Interview so gestalten, dass wir immer wieder kurze Zwischenfragen haben. Drei Speed-Fragen, auf die du drei kurze Antworten geben kannst. Ich werde auch gleich anfangen mit dem ersten Speed-Teil. Dein favorisierter „Disney“-Film?

„Mulan“ oder „Vaiana“.

 

Deine Lieblings-„Disney“-Prinzessin?

„Mulan“, definitiv.

 

Und was ist generell deine Lieblings-Zeichentrickfigur?

Ich würde sagen, da sind die „Disney“-Figuren ganz schön weit oben in meiner Prioritäten-Liste.

 

Kommen wir zu dir persönlich. Wo bist du geboren? Bist du eher ein Stadt- oder ein Landkind?

Also halb halb, würde ich sagen. Ich komme aus Ternitz in Niederösterreich, das liegt 60 Kilometer südlich von Wien im Industriegebiet Niederösterreich Süd. Es ist eigentlich eine Kleinstadt, aber mit viel Industrie und deshalb nicht ganz so idyllisch, wie andere Städtchen. Wenn ich Metall rieche, habe ich heute immer noch das Gefühl von Heimat.

 

Das ist ein lustiger Heimatgeruch.

Das finden die meisten nicht so sexy, aber wenn man es gewohnt ist, ist es nett.

 

Wann hast du deine Karrierepläne entwickelt? Hast du schon in deiner Kindheit gesagt: „Disney – das ist meins!”, oder wie lief das?

Ich mochte Geschichten schon immer gerne und lese auch unheimlich viel. Games mit guter Story schätze ich auch. Also ja: Geschichten haben mich schon immer begeistert. Deshalb habe ich mir aber nicht gezielt die FH St. Pölten ausgesucht.

 

Wie alt warst du, als du entschieden hast, dass Medienmanagement dein Weg ist?

Für Medienmanagement habe ich mich tatsächlich im Sommer vor dem Studium entschieden. Relativ spontan und kurzfristig, als ich mit der Freundin die Hochschule angeguckt habe. Es hat sich richtig angefühlt und hat auch gepasst bis zum Schluss.

 

Also würdest du dich eher als spontane Person beschreiben?

Ich bin schon spontan, ich mag aber auch Kontrolle.

 

Wie ging es nach dem Entschluss das Studium zu machen weiter?

Ich habe am Ende des Studiums ein Praktikum bei „Jetix“ angefangen. Das war früher ein kleiner Fernsehsender, der zur Hälfte „Disney“ gehört hat. Am ersten Tag meines Praktikums war dann klar: „‚Jetix‘ wird komplett von Disney übernommen.“  Und im Zuge der Integration wurde eine Stelle frei, die ich dann tatsächlich bekommen hab. So bin ich bei „Disney“ gelandet.

Mein erster Job war auch schon beim Disney Channel, für den ich auch heute noch tätig bin. Allerdings in der Sendeplanung. Das sind die Leute, die die Lücken zwischen den Programmen im Fernsehprogramm füllen. Die, die Trailer und die Werbung einplanen. Das ist ein relativ technischer Beruf, würde ich sagen. Das habe ich eine Zeit lang gemacht, hat mich aber nicht so erfüllt. Ich wollte ja immer etwas mit Inhalten machen.

Und dann wurde ein Volontariat in der Redaktion des Disney Channels frei. Das habe ich zwei Jahre lang gemacht und seitdem bin ich dageblieben: in verschiedenen Positionen, mit verschiedenen Aufgabengebieten.

 

Als du das Praktikum angefangen hast, war „Disney“ schon als Ziel im Auge?

Nein, ich wollte zu „Jetix“. Das war eine relativ kleine Firma und dort war es äußerst spannend, weil man sehr viel selber machen konnte. Auch als Praktikantin hat man viele Aufgaben übertragen bekommen und konnte viel bewegen. Das fand ich damals echt cool.

 

Dann kamst du aber doch zu „Disney“. Was ist es bei „Disney“, das dich jetzt doch schon relativ lange dort hält?

Vor allem die Kolleg*innen und das Umfeld. Es ist natürlich eine attraktive Marke, das kann man nicht verschweigen. Jeder, der „Disney“ sagt, hat Strahlen in den Augen und das ist einfach toll. Da arbeiten die besten Storyteller unserer Zeit und es ist generell eine tolle Firma – von den Kolleg*innen bis zu den Chef*innen. Ich glaube, das Spannendste an meinem Job ist, dass sich alle paar Jahre etwas grundlegend ändert. Ein Jahr machen wir Programm für Sechs- bis Neunjährige, im nächsten Jahr für Teenager. Als der „Disney Channel“ vom Pay-TV ins Free-TV kam, haben wir plötzlich für die Primetime produziert. Das war auch ganz neu. Und jetzt ist „Disney+“ dazugekommen und wir machen plötzlich Formate fürs Streaming. So ändert sich alle paar Jahre etwas und es bleibt immer spannend. Das mag ich so an meinem Job.

 

Wenn du einem Kindergartenkind erklären müsstest, was dein Job „Producerin“ bedeutet – wie würdest du das anstellen?

Ich würde dem Kind sagen: „Ich denke mir mit anderen Leuten Fernsehsendungen aus und kümmere mich dann mit ihnen darum, dass sie toll werden.“

 

Was wären konkrete Ziele, die du jetzt im Auge hast? Beruflich, aber vielleicht auch privat?

Was wollen Sie in fünf Jahren werden… Ich verstehe. Beruflich bin ich tatsächlich happy mit der Stelle, an der ich bin. Meine Ziele würden sich eher an Projekten orientieren, die ich gerne machen würde, über die ich aber jetzt natürlich nicht sprechen kann, weil sie noch total geheim sind. Aber wir planen gerade ganz tolle Formate, die mein Herz erobert haben und auf deren Verkündung ich mich sehr freue.

 

Waren Projekte für dich im Studium auch schon etwas, das dich interessiert hat?

Also Projekte sind immer ein Ding von mir. Ich lerne gern neue Sachen. Ich glaube, das ist eine der größten Errungenschaften unserer Zeit, dass man so viel Zugang zu Wissen hat und so viel mitbekommen, lernen und sehen kann. Und dafür sind Projekte perfekt.

 

Wie ist das, wenn man im Job in höhere Positionen gelangt: Inwiefern verändert sich da auch der Alltag? Ist das Private dann schwieriger zu planen?

Ich würde sagen, dass sich durch Corona nochmal viel geändert hat. Man ist viel eher verfügbar und die Leute nehmen diese Option auch in Anspruch. Allgemein gibt es in meinem Job straffe und lockere Phasen, je nachdem wie die Projekte stehen. In manchen Phasen ist Vollgas und man ist ständig am Wurschteln und am Tun. In anderen Phasen bereitet man vor, da ist es relativ ruhig. Wenn man in einer Produktionsfirma ist und man ist der, der die Sendung on Location macht, dann sind die Drehphasen auch super stressig

 

Wenn wir gerade beim Thema Vorbereitung sind. Wie hat dich denn die FH auf diesen Werdegang vorbereitet? Was für ein Gefühl hattest du beim Berufsstart?

Ich habe die FH immer als ideal gesehen, um einen Rundumblick über die Medienbranche zu kriegen. Das sehe ich bis heute so, dass man von allem ein bisschen etwas mitnimmt und sich dann überlegen kann, was einen interessiert und sich dann spezialisieren kann. Ich glaube, das ist das, was die FH St. Pölten mit dem Medienmanagement-Studium am besten macht. Du kannst dir angucken: Wie ist „Campus & City Radio“? Wie läuft Fernsehen? Wie wird die Zeitschrift „SUMO“ produziert?

 

Du hast am Anfang gesagt, Storytelling war immer schon deine Richtung. Hast du an der FH auch andere Interessen kennengelernt?

Ich habe in der FH auf jeden Fall beim „SUMO“-Magazin mitgeschrieben. Das fand ich total cool und spielt auch ein bisschen in die Storytelling-Richtung rein. Wir haben ein paar Videoprojekte gehabt, auch eine ähnliche Richtung. Ich habe sogar eine Zeit lang im Radio moderiert – und das mit meiner Stimme. Grauenhaft. Wenn man da alte Aufnahmen hört, möchte man im Boden versinken. Aber ist egal. Es war einfach spannend, sich verschiedene Arten des Erzählens anzugucken. Ich habe auf jeden Fall wieder gemerkt, dass ich Geschichten einfach spannend finde, egal in welchem Medium.

 

Wenn du an das Studium zurückdenkst: Was waren Fächer bzw. Inhalte, die dir in Erinnerung geblieben sind? Was war prägend?

Wir hatten einmal eine Veranstaltung, wo es darum ging, eine Idee zu entwickeln, um Zeitungen vor dem Aussterben zu retten. Das ist mir in sehr guter Erinnerung geblieben, weil ich den Gedanken spannend fand, da etwas zu entwickeln. Mit dabei war auch jemand aus der Praxis und das fand ich damals sehr beeindruckend.

Wir hatten ein paar Fächer, wo es so richtig hart um die „Wie funktionieren Medien“-Details ging. Das hat mir in der späteren Zukunft sehr geholfen. In der Medienbranche sind Kürzel einfach the thing. Alles wird abgekürzt und hat einen Fachbegriff. Da habe ich viel mitgenommen, was mir gerade am Anfang sehr geholfen hat. Generell fand ich Gruppenprojekte gut, weil ich gerne mit Kolleg*innen Sachen erarbeite. Macht man in der Praxis ja genauso.

 

Wenn du jetzt deiner Arbeit nachgehst, gibt es da Punkte, wo du denkst: „Ach, das kenne ich von der Fachhochschule!“

Ich glaube, was ich bis heute noch brauche, sind Präsentationen ohne Ende. Das werdet ihr nie loswerden, könnt euch darauf freuen. Ich glaube, ich habe viel Erfahrung mitgenommen über die Zusammenarbeit in Gruppen, wie man sich auch mit Leuten, die man gar nicht so gut kennt, zusammenrauft und trotzdem was Cooles dabei rausbringt. Das habe ich für mich mitgenommen.

 

Erinnerst du dich auch so noch an das Studentenleben? Wie war das Miteinander auf der FH?

Ich weiß nicht, wie viel ich an dieser Stelle verraten möchte. Ich habe mit zwei Mitbewohnerinnen zusammen in einem Studentenheim in St. Pölten gewohnt. Das war eine mega Zeit. Wir waren circa 100 Student*innen in Medienmanagement damals und eine total coole Gruppe insgesamt. Da gab’s natürlich Partys und es war lustig – also intensiv, aber auch lehrreich und total kreativ. Wir haben viel Quatsch gemacht, Videos gedreht, gemeinsam gelernt und Zusammenfassungen geschrieben. Es war auch menschlich toll. Ich habe mit vielen bis heute noch Kontakt, die ganz andere Sachen machen, aber trotzdem verbindet uns diese verrückte Zeit  für immer.

 

Ich würde jetzt kurz nochmal drei schnelle Punkte machen, weil wir ja über Radio, „SUMO“ usw. geredet haben. Radio, Zeitung und TV? Wie würdest du diese Mediengattungen deiner Präferenzen nach ordnen?

TV auf jeden Fall auf 1. Ist Zeitung nur Zeitung oder ist Zeitung auch Buch?

 

Sagen wir mal Buch und Print.

Dann würde ich Print an 2. und Radio an 3. Stelle machen.

 

Obwohl du schon beim „Campus & City Radio“ mitgearbeitet hast?

Ich höre total gern Podcasts. Das mache ich bis heute und Musik mag ich auch. Aber ich bin einfach ein totaler Buch-Junkie. Ich lese mindestens drei Bücher pro Woche.

 

Ich habe bei meiner Vorbereitung für das Gespräch den Namen „Paula Power“ gelesen. Sagt dir das vielleicht irgendetwas? Möchtest du uns vielleicht erzählen, wer oder was das ist?

Das ist eine Hörspielserie, die ich vor drei Jahren geschrieben habe. Da habe ich bei einem Wettbewerb von „Audible“ mitgemacht und dann auch gewonnen. Dadurch hab ich die Chance bekommen, eine Staffel einer Hörspielserie zu schreiben. Neben der Arbeit, das war ganz schön hart. Es war aber eine total nette Erfahrung, weil das ein ganz anderes Genre ist.

Nachträglich betrachtet war das Ergebnis mittelgut. Wenn ich ehrlich bin, für ein paar Dinge schäme ich mich auch, vor allem für eine gewisse Zeile im Intro-Song. Aber es war eine spannende Erfahrung, weil es halt ein ganz anderes Genre ist. Ich weiß sehr gut, wie man Sachen im Fernsehen erzählt, weil ich das jeden Tag im Job mache. Aber Ton ist eine ganz andere Dimension. Im Fernsehen hebt jemand etwas auf und dann hat er es in der Hand und man muss nichts dazu sagen. Im Audio-Format muss man alles was passiert erzählen und dazu auch Geräusche mitplanen.

 

Wieso hast du dann trotzdem mitgemacht bei der Ausschreibung?

Ich habe die Ausschreibung gesehen und hatte Lust etwas anderes auszuprobieren. Und ich hatte diese Idee, auf der ich schon eine Zeit lang rumgekaut hab. Deshalb dachte ich: Why not? Reiche es ein, was soll schon passieren, außer dass eine Absage kommt? Ich habe nicht damit gerechnet, dass es wirklich genommen wird und war dann auch ein bisschen überfordert. Aber es hat geklappt.

 

Wer ist denn „Paula Power“?

„Paula Power“ ist ein Superhelden-Mädchen, das die Fähigkeit hat, aus allen Elektrogeräten den Strom rauszuziehen und den dann zu benutzen. Das Kind hat aber deswegen auch ein bisschen Probleme mit allem, was modern ist, weil sie nichts anfassen kann. Also sie zieht etwa den Strom von jedem Handy, das sie anfasst – das ist aber dann auch kaputt und funktioniert nicht mehr. Paula stellt sich dann eine Superheldentruppe zusammen und die gehen auf Verbrecherjagd. Es ist eine Serie für Kinder bis 10. Eher jünger, würde ich sagen.

 

Das Hörbuch ist gerade eben gratis erhältlich. Wieso das?

Ich glaube, „Audible“ macht so viel Content, dass die manches einfach für ihre Abonnent*innen gratis anbieten. Es war auch kein Meisterwerk, es war eher easy listening.

 

Das Jahr, in dem das Hörbuch veröffentlicht wurde war 2019. Generell scheint das dein Jahr gewesen zu sein, da du dann auch zur Producerin bei „Disney“ aufgestiegen bist. Was war denn mehr dein Highlight?

Ach, ich glaube „Paula“ war insofern ein Highlight, weil mich die Geschichte sehr lange begleitet hat beim Schreiben und weil das eine ganz neue Erfahrung war. Der Producer-Job bei „Disney“ war natürlich toll, weil es eine Bestätigung für meine Arbeit war. Beides war ein Highlight.

 

Dann kommen wir nochmal zu einer kurzen schnellen Runde – dieses Mal in die Zukunft gerichtet. Drei Punkte, die du in deinem Leben unbedingt noch erreichen musst.

Ich würde sagen, drei Punkte, die ich erreichen muss, sind vor allem Reisen. Japan, Island und Amerika hätte ich spontan auf der Liste. Ansonsten bin ich tatsächlich sehr glücklich. Ganz lustige Geschichte: Ich hatte eine kleine „Bucket List“ und die habe ich tatsächlich in meinem zweiten Jahr bei „Disney“ schon abgearbeitet. Und jetzt lebe ich eigentlich ein ganz gutes Leben und bin happy und entspannt.

 

Was war denn da so auf deiner persönlichen Liste?

Auf meiner persönlichen Liste stand, mehr zu verdienen als mein Vater. Ich komme aus einer Arbeiterfamilie und hatte es tatsächlich mit meinem ersten Fixgehalt geschafft, was mich auch geschockt hat. Dann war auf meiner Liste, bei einer von drei großen, gelisteten Firmen zu arbeiten und „Disney“ war eine der drei. Außerdem wollte ich gerne Japanisch lernen, das habe ich in meinem ersten Jahr in München auch angefangen.

 

Was braucht man für Qualifikationen, um einen ähnlichen Weg wie den deinigen gehen zu können?

Ich glaube, man braucht Glück. Und man braucht Begeisterung für eine Sache. Ich bin der festen Überzeugung, dass man nur mit Begeisterung viel erreichen kann. Wenn man für etwas brennt, glaube ich, öffnen sich alle Türen, die man sich nur wünschen kann. Weil man dann alles gibt und auch andere Leute begeistern kann.

 

Gibt es spezielle Qualifikationen für den Kinder-TV-Sektor: Sollte man etwa alle „Disney“-Held*innen auswendig lernen bis zum Aufnahmegespräch? Was würdest du sagen, muss man mitbringen?

Ich glaube, man muss im Kopf noch ein Kind sein. Man darf diese Verspieltheit und diesen Bock auf Quatsch nicht verloren haben. Man muss nah an der Zielgruppe bleiben. Man muss verstehen, was Kinder mögen. Es ist auch viel Research. Und speziell als Redakteur*in muss man natürlich gut schreiben können. Und man muss ein Gefühl für Geschichten haben.

 

Dafür braucht man auch viel Phantasie.

Auf jeden Fall.

 

Würdest du sagen, dass dich auch die Fachhochschule irgendwie für diesen Bereich vorbereitet hat oder war das einfach deine Richtung und du bist sie trotzdem gegangen?

Ich glaube, die Fachhochschule gibt einem das Werkzeug in die Hand. Damit kommt man an Stellen, wo man beweisen kann, dass man etwas kann oder ist. Man bekommt durch die FH die Qualifikation, damit man sich an solchen Stellen bewerben kann und man lernt so, wie man sich präsentiert.

 

Welche Tipps für das Bewerbungsgespräch kannst du uns geben?

Mich fragen viele Leute nach Tipps für Bewerbungsgespräche und ich verbessere auch häufig Motivationsschreiben und Bewerbungsbögen von den Kindern von Freund*innen. Ich kann auf jeden Fall nur mitgeben, unterschätzt das Motivationsschreiben nicht. Ich weiß, das hassen alle – ich habe es auch immer gehasst. Es ist aber so: Wenn dieser Text nicht gut ist, habt ihr keine guten Karten. Vor allem nicht, wenn Fehler drin sind, etwa Komma- oder grammatikalische Fehler. Diese Leute werden relativ schnell ausgemustert. Deshalb: Lasst es 15-mal gegenlesen und schickt nichts raus, hinter dem ihr nicht steht.

Dann würde ich sagen, bereitet euch gut auf Jobinterviews vor. Wir haben auch immer Volontär*innen hier. Es haben sich auch immer wieder Leute von der FH St. Pölten beworben. Die sind auch immer sehr weit gekommen. Es ist schlecht, wenn man nicht gut vorbereitet ist. Wenn man sich bei Disney bewirbt und die Stelle im Kinderfernsehen angesiedelt ist, muss man sich darauf vorbereiten. Da hilft es dann nichts, dass man Arielle gesehen hat, wenn man das Programm des Senders nicht kennt. Guckt euch an, wer sitzt euch gegenüber, guckt euch an, was die so machen. Schaut auf die entsprechenden Seiten. Man findet im Internet einfach alles. Und allen Mädels würde ich mitgeben: Traut euch was! Es gibt Studien, wonach Frauen sich erst für Jobs bewerben, wenn sie mindestens 90 Prozent von dem erfüllen, was verlangt ist. Mindestens! Weil sie glauben, sonst kriegen sie es nie. Und Männer bewerben sich ab ungefähr 60 Prozent, wenn ich die Zahl richtig im Kopf hab. Die können dann vielleicht zwei Drittel von dem, was verlangt ist, aber sie trauen sich einfach. Das würde ich allen Frauen an der Stelle mitgeben. Traut euch was! Man kann viel lernen, wenn man begeistert und motiviert ist.

 

Und wenn man begeistert ist, aber vielleicht nicht alles erfüllt, wie kann man trotzdem überzeugen?

Man muss die Begeisterung im Motivationsschreiben spüren. Es ist nicht so wichtig, was du alles schon gemacht hast.

 

Ein sehr guter Tipp. Bleiben wir bei den Tipps: Was würdest du denn dir jetzt vor deinem Studienstart raten?

Im Nachhinein würde ich mir vielleicht raten, mir ein bisschen mehr Zeit zu nehmen. Ich bin ein sehr ehrgeiziger Mensch. Ich habe auch viel gelernt, neben der Partys. Die habe ich auch mitgenommen. Aber ich hätte mir noch ein Jahr Zeit gegeben, bevor ich direkt ins Arbeitsleben einsteige und ein bisschen was angeguckt und die Zeit genutzt, um ein bisschen mehr auszuprobieren.

 

In welche Richtungen?

Verschiedene. Ich interessiere mich ja für gefühlt Alles. Es gab einmal eine Sendung, da hat jemand jeden Tag einen neuen Job ausprobiert: Das wäre mein Traumberuf. Also ich hätte gerne einfach noch ein paar Jobs gemacht. Seit ich 14 war, habe ich in den Sommerferien immer gearbeitet. Ich habe immer verrückte Jobs gemacht, die gar nichts mit Medien zu tun gehabt haben und fand es immer eine spannende Erfahrung. Ich glaube, man kann, wenn man in die Leben und in die Jobs von anderen Menschen reinschaut, auch viel für sich selber mitnehmen. Vielleicht nicht für den Job, den man macht oder den man später mal macht, aber einfach menschlich.

 

Wo konntest du Erfahrung sammeln? Was hat dich zum Arbeiten gebracht?

Ich habe im Sommer gearbeitet, sobald es legal war. Und ich habe nur nicht passende Jobs gemacht. Ich habe im Einkauf bei einer Metallverarbeitungsfirma gearbeitet. Ein weiteres Jahr habe ich in der Planung und im Controlling mitgeholfen. Das fand ich alles spannend, weil ich so gar keinen Plan davon hatte. Dann habe ich zwei Jahre lang im Akkord-Job bei Roco Modelleisenbahnen gearbeitet. Es ging darum, Reifen von Modelleisenbahnen zusammenzubauen. Ich fand das lustig, weil es ein Speed-Job war, weil man sich auf so ein kleines Ding konzentrieren musste und so total in einem Mikrokosmos war. Das hätte ich nie mein Leben lang machen wollen. Aber ich fand es spannend, in die Leben und Gedankenwelt von Menschen, die das ständig machen, einzutauchen. Da hat meine Mutter auch lange gearbeitet. Dann habe ich ein Jahr in einer Pension gearbeitet, die von der Caritas betrieben worden ist und die Gruppen von Leuten mit Behinderungen oder alte Leute zu Gast hatten. Die kamen dort in den Urlaub und da war ich Zimmermädchen und habe auch beim Kochen geholfen. Die Leute sprechen dann natürlich ständig mit einem, weil sie einmal andere Leute sehen. Das fand ich menschlich total bereichernd

 

Nach all den Erfahrungen bist du dann in die Fachhochschule gegangen und wusstest, da musst du weitermachen. Gab es irgendetwas, das dich einfach eingeladen hat?

Ich fand das mit dem Radio total spannend. „SUMO“ gab es da noch nicht, aber es gab gerade Gespräche, dass eine Zeitschrift gemacht wird. Also ich fand diese Nebenprojekte spannend. Und wie gesagt, ich fand jede Art von Medien immer cool. Ich habe bisher immer auf mein Bauchgefühl gehört. Es hat sich immer als gut erwiesen.

 

Okay, also würdest du nichts ändern oder gibt es vielleicht doch etwas, dass du trotz gutem Bauchgefühl bereust?

Ich würde nichts ändern. Ich glaube aber, es wären ein paar Praktika in der Medienpraxis gut gewesen. Wenn ich mir eure Situation vorstelle: Ich hätte das Gefühl, dass die Anforderungen jetzt ein bisschen höher sind, als sie es früher waren. Also dass man jetzt schon mehr Erfahrung haben müsste. Muss auch nicht in derselben Branche sein. Ich finde es gut, dass man verschiedene Branchen ausprobiert, um zu finden, was einem gefällt. Aber totale Quereinsteiger – das ist nicht mehr so easy, wie es vor ein paar Jahren noch war, glaube ich.

 

Kannst du aktuellen Medienmanagement-Studentinnen noch irgendwas mit auf den Weg geben?

Ihr müsst ein paar Praktika machen. Das wird eine harte Schule sein, da man schlecht verdient, aber ich glaube, das ist die beste Möglichkeit um herauszufinden, welche Jobs euch interessieren. Durch Praktika lernt man Leute kennen, baut ein Netzwerk auf und kann sich so ein bisschen ausprobieren. Jemanden der bloß „irgendwas mit Medien“ machen möchte, sucht niemand. Die Leute wollen hören: Ich möchte gerne drehen. Ich möchte gerne Redakteur*in sein. Ich will gerne Kameramann/ Kamerafrau werden. Ich will gerne im Marketing sein. Findet heraus, was euch begeistert, wo ihr eure Stärke seht.

 

Weil du auch Technik angesprochen hast. Der Wandel geht immer mehr in Richtung Digitalisierung. Wie siehst du das? Ist es auch im kreativen Bereich so?

Es ist immer gut, wenn man sich mit Technik auch auskennt. Aber das kann man sich alles beibringen. Das ist jetzt alles auch kein Hexenwerk. Da gibt es ein paar Firmen, die das neueste Zeug haben. Und wenn man weiß, wer die sind, dann kann man da immer schauen, was gerade angesagt ist.

 

Paula Power hätte wohl ihre Probleme in dieser Zeit.

Die würde nicht weit kommen. Nicht in der Fernsehbranche.

 

 

Dieses Interview entstand zur Feier des 25-jährigen Jubiläums von BMM im Rahmen von MMF I.

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