Lukas Snizek: “Die Gründungsidee hat schon immer mitgeschwungen”

Projektbeschreibung

Lukas Snizek, Gründer und CEO von „QuickSpeech“, sprach mit Nadine Kern und Tina Hanreich über mutige Entscheidungen, seine Erfahrungen als sehr junger Start-up-Gründer und die Freude am Tischtennis.

 

Gleich zu Beginn lässt sich schon mal sagen, dass dein Lebensmotto „Die Welt gehört den Mutigen“ inspirierend ist und ich daran denken musste bei einer herausfordernden Entscheidung kürzlich. Wie äußert sich das in deinem Leben beziehungsweise wann war für dich der Zeitpunkt, als du bemerkt hast: Mut im Leben braucht man, um weiterzukommen?

Es hat einen familiären Hintergrund. Meine Mutter ist Unternehmerin, mein Großvater war auch Unternehmer und ich habe schon immer für mich gemerkt: Ich würde gerne etwas Eigenes aufbauen und habe mich selten in einem 9 to 5-Job gesehen. Gegründet habe ich das Unternehmen während meiner Studienzeit. Als junger Mensch hast du relativ wenig zu verlieren, du hast noch keine großen finanziellen Risiken, keine Familie oder noch kein Haus, das du abbezahlen musst. Also man ist bis zu einem gewissen Grad vogelfrei. Da, finde ich, kannst du mutig sein.

 

Ich denke, nicht jede/r Student*in wäre mutig genug, während der Studienzeit ein Start-up zu gründen und somit schon sehr früh den Weg in die Selbstständigkeit einzuschlagen. Hattest du diese Ambitionen schon immer beziehungsweise wo hat sich denn dein zehnjähriges Ich im Jahr 2021 gesehen?

Ursprünglich wollte ich Radio-Moderator werden. Einfach weil ich mir gedacht habe, dass es cool ist, wenn man zu vielen Leuten spricht und verbunden ist. Schon ab Studienbeginn habe ich dann in der Werbeagentur meiner Mutter gearbeitet und auch mal im Einzelhandel. Ich bin parallel auch Eishockey-Schiedsrichter, weil ich auch selbst Eishockey spiele. Das war cool, den Sport mit der Bezahlung zu kombinieren. Die Gründungsidee hat schon immer mitgeschwungen. Mit Anfang 20 kam dann der Punkt, an dem ich mir dachte: Ich gründe das Unternehmen jetzt.

 

Wie kam es zur Entscheidung für das Studium Medienmanagement? Resultierte es aus dem Wunsch Radiosprecher zu werden?

Ja, mitunter. Ich habe vorher ein Semester Publizistik studiert, aber rasch gemerkt, dass es mit Publizistik nicht so extrem gute Jobaussichten gibt heutzutage. Medienmanagement verbindet für mich im Endeffekt „Medien“ und „Wirtschaft“. Nachdem auch meine Mutter mir „Bewirb dich doch mal!“ gesagt hat, dachte ich, es wäre eine coole Sache. Ich bin dann zunächst nur auf der Warteliste gewesen.

 

Wie kann man sich dich denn als Schüler vorstellen?

Schüler war ich nicht der beste. In der Schule haben wir es lustig gehabt, da haben wir auch fast mehr Klassenbucheinträge als Schultage gehabt. Ich war schon in der schulischen Laufbahn sprachenbegeistert und parallel auch bei Fremdsprachenwettbewerben. Nach der Schule folgte der Zivildienst, dieses eine Semester Publizistik und dann Medienmanagement.

 

Wie war Lukas im Studium im Vergleich zur Schulzeit? Hat sich da etwas verändert?

Das Studium war cool, weil wir – was ich an der FH sehr schätze – ein starkes Zugehörigkeitsgefühl hatten. Das hatte ich bei meinem Masterstudium in Wien zwei Jahre wohl auch Corona bedingt nicht mehr so intensiv. An der FH waren wir jeden Tag mit denselben Leuten zusammen. Man hat sich über die Themen ausgetauscht, viel Tischtennis gespielt und dann wieder auch gelernt. Die Rahmenbedingungen einer FH finde ich im Vergleich zu einer Universität sehr schön. Okay, du musst reinpassen. Dann durchläufst du aber das Studium und hast im Optimalfall – vielleicht auch mit ein bis zwei Semestern Verzögerung – einen Titel.

 

Bleiben wir gedanklich an der FH. Was war denn für dich der prägendste Moment, wenn du an deine Zeit an der Fachhochschule in St. Pölten denkst? Welche Momente sind dir am meisten in Erinnerung geblieben?

Also Tischtennis spielen ist ganz vorne (lacht). Das war weniger ein Moment, sondern ein schöner Fixpunkt im Alltag. Ein großer Schritt war es, als ich mit meinem damaligen Konzept von „QuickSpeech“ zum damaligen Studiengangsleiter Ewald Volk ging und das Okay bekommen habe, mein Praktikum bei mir selbst zu machen. Prägend waren auch die ersten drei Auftritte an der FH, wo wir im Creative Pre-Incubator über meine Gründungsidee gesprochen haben. Der Creative Pre-Incubator ist ein Förderprogramm von der FH gemeinsam mit dem Land Niederösterreich. Dass ich dann da aufgenommen wurde, war auch noch einmal eine wirklich coole Sache.

 

Jetzt waren wir eigentlich viel in der Vergangenheit. Kommen wir nun mal zur Gegenwart: Wie kam es zur Idee deines Start-ups? Das passiert wohl nicht von einem Tag auf den anderen.

Ich habe mich mit dem Thema Weiterbildung auch schon damals beschäftigt. Auffällig war, dass man sich mit solchen Weiterbildungs-Apps vor allem im Urlaub auseinandersetzt, zum Beispiel wenn man am Strand Zeit dafür hat. Zuhause im Alltag ist dann die Zeit nicht mehr da und man verschiebt das Lernen von heute auf morgen. Beruflich ist es nichts anderes. Man besucht verschiedene Seminare und danach geht man nach Hause und das war es. Ich habe dann überlegt: Wie kann man das lösen? Dann kam diese Idee von einem Servicemodell, das du auch bei unterschiedlichen Unternehmen einsetzen kann.

Es gab auch diese Innovationsmanagement- und Start-up-Lehrveranstaltung, wo sie auch nach Ideen gesucht haben und ich habe dann auch einfach gesagt: Ich möchte es so in die Richtung machen. Der damalige Dozent, Gerhard Fenkart-Fröschl, hat nach der Lehrveranstaltung zu mir gesagt: Er wird, wenn ich das möchte, das Projekt auch weiter mit mir verfolgen und das haben wir gemacht. Im Sommer 2017 ging es dann an die Konzeptualisierung des Ganzen.

 

Also das heißt, du hast nicht von Anfang an gewusst, dass du ein Start-up gründen möchtest – oder war das schon irgendwie ein Hintergedanke im Studium?

 Mit dem Studium selbst hat das nicht so viel zu tun. Ein FH-Studium per se ist mit fixen LV-Plänen, mit Prüfungen verbunden. Ein Unternehmen zu gründen geht mit dem Zugang einher. Im Sinne von: Du machst etwas gerne, du investierst am Anfang viel Zeit und so ist es irgendwie entstanden. Die FH hat bis zu einem gewissen Grad die Rahmenbedingungen geschaffen – dafür bin ich im Nachhinein natürlich auch dankbar, aber ausschlaggebend für die Gründung war sie nicht. Der Gedanke: Du probierst etwas Eigenes aufzubauen, das muss jetzt nicht von Null auf Hundert sein, so war es bei mir auch nicht, der kam bei mir wohl auch aufgrund dieses familiären Hintergrunds.

 

Du hast es vorhin schon angesprochen, aber wir haben auch bei unserer Recherche gesehen, dass du dein Praktikum bei deinem eigenen Unternehmen gemacht hast, und da fragen wir uns: Wie war dein Praktikumssemester dann wirklich in deinem eigenen Unternehmen?

Es war so, dass ich zuerst einen Soll-Plan abgeben musste, der im Endeffekt auch für die FH als Qualitätssicherung diente. Es mussten Meilensteine vereinbart werden und dieser Plan wurde dann abgenommen und akkreditiert. In diesem Plan waren ganz frühe Steps, die man aus dem Business kennt. Erste Kundengespräche, erste Mock-ups von dem Produkt, erste Ideen über Features und so weiter. Dadurch, dass ich aber während des Praktikums auch schon zahlende Kunden hatte und damit weiter als im Plan vorgesehen war, haben sie dann gesagt: Passt schon, das brauchen wir nicht mehr wirklich ausfüllen.

 

Jetzt ist die Gründung von „QuickSpeech“ schon ja ein paar Jahre her und es hat sich schon Einiges entwickelt. Wie war für dich damals der Einstieg und wie sieht dein Arbeitsalltag heute aus?

Der Einstieg in den Beruf mit „QuickSpeech“ war ein sehr fließender, weil es ein wenig wie ein Hobby war. Vergleichbar damit, wenn ihr ein Projekt habt, das ihr gerne gemeinsam machen würdet, wo ihr sagt: „Wir arbeiten jetzt dran.“ Es ist nicht so, wie in einem klassischen Jobeinstieg, wo du von heute auf morgen hingehst und deine fixen Arbeitszeiten hast. Ich kann mich sehr gut erinnern an diese ersten Monate. Da habe ich mich für Gespräche zu Starbucks in Wien gesetzt am Samstag. Wo man einfach mal darüber geredet hat, wie könnten wir das angehen, damit wir irgendwie rausgehen. Es ist immer mehr geworden und irgendwann hatten die Kunden immer mehr Wünsche. Zuerst hatten wird das erste Minimum-Produkt, das mussten wir dann weiterentwickeln und dann wurde es mehr in diese Richtung. Heute ist mein Geschäftsalltag so, dass ich geregelte Arbeitszeiten habe oder zumindest versuche, dass ich die einhalte. Das mache ich für mich persönlich, damit ich psychisch nicht durchdrehe. Das war am Anfang etwas anderes, weil es eben noch eher ein Hobby war. Da gehst du rein und sagst: „Ja, am Wochenende kein Problem.“ Das merke ich jetzt schon, dass ich wirklich sage:  „Ich arbeite eigentlich Montag bis Freitag.“ Wenn heute etwas passiert, etwa Pläne, die abgegeben werden müssen, dann muss man einschieben. Aber sonst fangen wir um 09:00 Uhr an und arbeiten bis 18:00, 19:00 Uhr, Montag bis Freitag.

 

Wir wollen jetzt noch kurz noch eine Verbindung zur FH herstellen, und zwar: Wir haben gesehen, dass das Curriculum deines Jahrgangs 2015 mit unserem Lehrplan größtenteils übereinstimmt. Deshalb würde es uns sehr interessieren, welche Studieninhalte für dich in der Praxis wirklich brauchbar waren und bis heute sind?

Da muss man unterscheiden. Diese ganzen Lehrveranstaltungen, die wir hatten, sind im Vergleich zu heute doch ein relativ großer Sprung. Es ist ein großer Unterschied, ob du jetzt eine Prüfung hast und eine Theorie richtig oder falsch ist, oder ob du nachher im Wirtschaftsleben sagst: „Okay, ich probiere etwas aus.“ Wenn du bei einer Prüfung 80 Prozent machst, passt es auch, oder du machst einen Fehler und lernst daraus.

Wir hatten aber auch Praxisfächer: Zum Beispiel haben wir eine Radioshow erstellt und für diese auch geschnitten. Für das Magazin „SUMO“ haben wir geschrieben und dafür auch Anzeigen verkauft. Von den anderen Lehrveranstaltungen hat diese Lehrveranstaltung zu Innovationsmanagement und Start-ups viel gebracht, weil wir auch über den Tellerrand hinausgeschaut haben.

Ich denke, dass die FH einen Überblick über viele Begriffe gegeben hat, und man grundsätzlich mit zum Beispiel Rechnungswesen weiß, wie man rechnet. Ich habe mir ein Setting eingerichtet, in das ich Rechnungen eingebe und dann ins Online-Tool. Das schicke ich dann dem Buchhalter.

 

Hast du Tipps an uns als zukünftige Medienmanagerinnen für unsere Work-Life-Balance in dieser doch stressigen Medienbranche?

Von den Studienkollegen, die im Berufsleben sind, arbeiten einige im Content Marketing, teilweise im Anzeigenverkauf für Werbung. Ich glaube, dass es nicht so ist, dass du sagst: Du hast All-In-Verträge, sondern vielmehr, dass man langsam anfängt und es viel mit Verantwortung einhergeht. Ich meine damit, du hast Finanzpläne, die du in weiterer Folge schon erfüllen solltest. Dann ist es nicht so, dass du um 18:00 Uhr sagst: „Gut, Feierabend.“

Ich denke, dass es für junge Leute, die eine gute Ausbildung haben am Arbeitsmarkt bis zum gewissen Grad ganz okay ist. Wir bekommen das Beispiel auch bei Jobinterviews mit: Die erwarten sich teilweise schon relativ viel. Das ist für viele große Unternehmen zu einem gewissen Ausmaß auch Freiheiten betreffend. Das ist natürlich im Start-up-Business mit kleineren Teams, wo nicht hundert Leute drinsitzen, sondern vielleicht fünf oder zehn, anders. Darüber sollte man sich im Vorfeld bewusst sein, wenn man sich bei einem Start-up bewirbt.  Wir hatten Bewerbungen, wo die Leute gesagt haben: „Ja gut, ich möchte… ich möchte… ich möchte…“

 

Jetzt haben wir schon sehr viel über deine Vergangenheit und auch deine Gegenwart erfahren. Abschließend würde uns noch deine Zukunft interessieren. Hast du Ziele beziehungsweise Pläne, wie es in der Zukunft mit „QuickSpeech“ weitergehen soll?

Ja, natürlich. Wir bauen momentan den Sales-Bereich aus. Wir sind in Österreich schon ein Stück bekannt und schauen jetzt, dass wir über Bayern nach Deutschland kommen. Daraus ergeben sich Fragen, wie: Wie gehe ich jetzt den Vertrieb an, vertreibe ich selbst oder lasse ich vertreiben? Im Endeffekt, wohin investierst du das Geld? Strategisch haben wir diese Vision, dass wir die intelligenteste Microlearning-Plattform aus Europa werden. Wir wollen einen Algorithmus bauen, der das Lernverhalten der Mitarbeiter*innen oder Vertriebspartner*innen erkennt, und dann optimiert.

 

Hast du vielleicht noch Tipps für das Studium an die derzeitigen Medienmanagement-Studierenden, die vielleicht auch ein Start-up gründen wollen?

Naja, macht es! Ich glaube, der große Punkt ist: Es gibt viele Leute, die würden gerne etwas machen in die Richtung. Wenn du jetzt nicht wirklich extreme finanzielle Belastungen hast, wo du dir sagst, du kannst auch nichts oder wenig verdienen am Anfang, dann geht das. Wenn du jetzt sagst: Du hast eine gute Ausbildung und du machst was Eigenes und das scheitert – dann kannst du ja nachher noch immer in jedem Bewerbungsgespräch von deinen Erfahrungen erzählen. Dann hast du als Unternehmer*in schon sehr viele Bereiche abgeklappert, von der Buchhaltung bis zur Kundenkommunikation. Ich glaube, dass es sehr gut ist, das im jungen Alter zu lernen. Man muss das natürlich wollen – und nicht ausgehen jedes Wochenende. Es ist schon ernst, aber es ist auch schön.

 

 

Dieses Interview entstand zur Feier des 25-jährigen Jubiläums von BMM im Rahmen von MMF I.

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