Florian Dobin: Vom Sinn der Weltbetrachtung aus mehreren Perspektiven

Projektbeschreibung

Florian Dobin, Key Account Manager bei „k-digital Medien GmbH & Co KG“, sprach mit Afifa Akhtar und Angelika Bruckner über Mut, Offenheit auch für Themen, die auf den ersten Blick gar nicht so interessant sind, als Voraussetzungen für eine erfolgreiche Karriere.

 

Du hast vor elf Jahren an der FH begonnen. Was würdest du mit deinem heutigen Wissen deinem damaligen Ich sagen?

Elf Jahre, da fühle mich erstens einmal richtig alt (lacht). Vielleicht ist das bei euch auch so, aber ich habe an der FH einen eigenständigen Freundeskreis, der mich bis heute geprägt und begleitet hat, gefundenWir haben kürzlich im kleinen Kreis gemeinsam Urlaub in Kärnten gemacht –natürlich nicht mit allen 80 Leuten. Was hätte ich meinem damaligen Ich gesagt? Ich hätte es mir nicht zugetraut, dass ich heute da bin, wo ich stehe. Ich habe damals gar nicht so viel nachgedacht und ich glaube das war – nachträglich betrachtet – auch gut so, sondern ich habe alles auf mich zukommen lassen.

Wir leben in einer dynamischen medien-technologischen Informationswelt, der Studienplan von einst hat mit dem jetzigen vermutlich fast nichts mehr zu tun. Dementsprechend ist ein Rückblick sehr schwierig. Wahrscheinlich auf gut Deutsch: „Mach‘ einfach dein Ding und du wirst schon sehen, was dabei rauskommt.“ Das habe ich dann auch gemacht. Damals war ich sehr starr in meiner Struktur und dachte: „Um Gottes Willen: Rechnungswesen, BWL und natürlich ‚Grundlagen des Mediensystems‘ und dann auch noch Jan Krone, der natürlich ein Unikat ist.“ Deshalb: Einfach locker bleiben, machen und abwarten, was auf dich zukommt und du wirst immer eine gute und richtige Entscheidung treffen.

Ich habe auch Wolfgang Römer als Dozenten gehabt und kann mich erinnern an sein Fach „Daten- und Informationsmanagement“ im ersten Semester. Auch da musste ich aus meiner schulischen, stupiden Denke rauskommen. Es gab in seinen Folien eine Tabelle: „Daten versus Informationen“. Ich habe die Folieninhalte brav hingeschrieben bei der Prüfung, er hat alles durchgestrichen. Die Prüfungsfrage lautete nämlich: „Was ist der Unterschied?“ Ich aber habe ihm nur gesagt, was Daten sind und was Informationen sind. Das war für mich ein AHA-Effekt für mein weiteres Studium. Ja, sinnerfassend zu lesen ist gar nicht so einfach (lacht).

 

Auf jeden Fall, das ist bei mir auch etwas, das ich lernen musste. Vieles Schulische kann man eigentlich wegschmeißen.

Unterschiedliche Sachverhalte in einen Kontext zu setzen, ist sicher eines der größten Learnings, würde ich meinem damaligen Ich gerne sagen. Weil mir das auch in meiner weiteren Karriere geholfen hat und ich das bis heute brauche – für Produkte, Strategien, Herangehensweisen. Dass man Dinge nicht nur aus einem Blickwinkel betrachtet, sondern: Wenn wir ein neues Produkt oder eine neue Dienstleistung auf den Markt bringen, geht es nicht nur um die Vermarkter-Perspektive, sondern auch um die Nutzen-Perspektive der Konsument*innen. Ich habe eine technologische Komponente, eine kommunikative Komponente und eine soziale Komponente – wie bringe ich die zusammen? Was ist eigentlich der Benefit für die Kund*innen? Ich darf nicht nur umsatz- oder gewinnorientiert denken, ich muss den Nutzen in den Vordergrund stellen. Zusätzlich sollten Regionalität und Nachhaltigkeit eine große Rolle spielen.

An der FH lernt man klassisches Marketing: die 4 Ps (Anm.: Price, Product, Place, Promotion). Aber es geht – wie eben erwähnt – um viel mehr. Wenn ich das damals vielleicht früher verstanden hätte, hätte ich mir vielleicht leichter getan.

 

Gab es schon in der HAK in Mödling die Motivation, Medienmanagement an der FH zu studieren bzw. wie kamst du zu diesem Studium?

Ich habe Medienmanagement schon früh mitbekommen über berufsorientierte Tage an der Handelsakademie, hatte hierbei jedoch die FH Wien vorerst mehr im Blickfeld als St. Pölten. Ich habe mich zwar mit 14 für eine Handelsakademie entschieden, aber das hat für mich auch nichts ausgeschlossen. Ich hätte genauso – und kurzfristig war das auch ein Gedanke – Medizin studieren und den Karriereweg meiner Eltern einschlagen können Dann kam ich zum Bundesheer und hatte Zeit zum Nachdenken. Sehr viel Zeit! (lacht) Letztendlich hat sich das Studium an der FH für mich richtig angefühlt: Ich hatte Interesse an Wirtschaft, Medien und ein Praktikum bei einer Radiostation gemacht und fand diesen Blick hinter die Kulissen wahnsinnig spannend, das Studium ist in Kombination mit Wirtschaft maßgeschneidert für mich gewesen. Ich bin froh, dass ich damals aufgenommen wurde, denn ich hatte mich auch für „Transport- und Logistikmanagement“ beworben. Im Nachhinein muss ich schmunzeln, da ich glaube, dass ich dort ziemlich fehl am Platz gewesen wäre.

 

Also in der Position hättest dich nicht mehr gesehen im Nachhinein? Demnach bist du zufrieden mit der Entscheidung?

Ich bin sehr zufrieden mit der Entscheidung, die ich getroffen habe, auch weil jeder Tag anders ist und jeden Tag etwas Neues passiert. Wenn ich das mit „Transport- und Logistikmanagement“ vergleiche, dann sind die Abläufe trotz Digitalisierung zum Großteil repetitiv. Denn ohne Lager, Lkws und etablierte Frachtsysteme wird es nicht gehen. In der Medienbranche war 2010 Facebook das Maß aller Dinge. Seitdem hat sich im Mediennutzungsverhalten wahnsinnig viel verändert. Neue Player wie „Netflix“, „Spotify“, „Twitch“, „Instagram“ und „TikTok“ sind nicht mehr wegzudenken. Vor elf Jahren hatten wir das erste iPhone, waren glücklich damit und haben gedacht: „Wow, das revolutioniert das Leben für die nächsten zehn Jahre. Wir haben diese rasante Entwicklung ganz zu Beginn mit Sicherheit nicht gesehen. Und all das ist das Spannende an der Branche, da wir uns schnell und effizient mit neuen Gegebenheiten und Herangehensweisen auseinandersetzen müssen.

 

Um nochmal auf die FH-Zeit zurückzukommen. Kannst du dich noch an deinen ersten Tag im Studium erinnern?

Ja, selbstverständlich! Ich glaube, dass sich jede/r Student*in an den ersten FH Tag erinnern kann, weil er einfach wahnsinnig aufregend war und weil es der nächste Schritt zum Erwachsenwerden und „Ich bin jetzt cool“ ist. Es war ein tolles Gefühl, diesen Studierendenausweis in die Hand zu bekommen und dann auf die erste FH Party zu gehen und zu sagen: „Ich studiere jetzt Medienmanagement.“ Es war spannend, all die Leute kennenzulernen und ein Teil dieser Gang zu sein.

Es war bei uns auch eine relativ schwierige Zeit, weil wir damals im Studiengang Medienmanagement keine wirkliche Konstanz hatten. Wir waren selbst in einem Übergangslehrplan, wo sie noch nicht wussten, in welche Richtung sich der Studiengang entwickeln soll.  Wir hatten in drei Jahren mehrere Studiengangsleiter im Bachelor-Studium. Erst mit Ewald Volk kam Konstanz in das Studium. Uns hat es leider nichts gebracht, weil wir im sechsten Semester waren bei seinem Amtsantritt.

An manche Ereignisse kann ich mich bis heute bestens erinnern: Wolfgang Römer ist mit der Gitarre auf den Tisch gestiegen und hat gesagt: „So, ihr seid jetzt alle da und ich heiße euch willkommen.“ Das sind diese kleinen Momente, an die ich wirklich gerne zurückdenke und manchmal wäre ich gern noch mal 20 und würde das gerne nochmal machen, aber nur manchmal (lacht).

 

Du hast in den letzten 11 Jahren sehr viel ausprobiert. Wenn man dein LinkedIn-Profil anschaut, erkennt man, dass sich Marketing und Projekt-Planung bzw.- Leitung durchzieht. Kann man das so sagen?

Im Rückblick betrachtet, gebe ich dir vollkommen recht. Allerdings habe ich das nie so präzise geplant und wahnsinnig viel ausprobiert. Auf LinkedIn steht auch nicht alles, was ich gemacht habe. Das ist auch ein Tipp, den ich jedem mitgeben möchte: Ausprobieren!

Ich habe bei Start-Ups mitgeholfen, ich habe versucht in einem Konzern in der Ziegel-Industrie zu arbeiten und versucht Prozesse und Strategien aus einem völlig anderen Blickwinkel zu sehen. Ich glaube, das ist wichtig: Schauen, was gefällt und in welche Richtung man sich entwickeln möchte. Nicht jede/r, der oder die Medienmanagement macht, muss automatisch in einem Medienunternehmen arbeiten. Ich war auf allen Seiten: Auf der Agentur-Seite, auf der Kunden-Seite und zum Schluss in einem großen Medienkonzern, sprich bei der Wienerberger AG, und habe mir das Ganze beim „Architectum Magazin“ aus Medienseite angeschaut. Ich bin dann zur „Styria“ gekommen auch in einer Mischfunktion. Als ich dort begonnen habe im Sales-Support, war mein Gefühl: „Ich bin ‚Bub für alles‘.“ Aber ich habe mir auch gedacht: Das ist richtig so, weil du ja ein Studium absolviert hat, das in Wirklichkeit sehr breit gefächert ist. Man macht da Wahlpflichtmodule und Vertiefungsmodule, aber eigentlich kannst von allem ein bisschen etwas, aber Nichts tiefgehend.  Wenn man jetzt eine Negativität darin sehen will, okay. Ich aber habe das immer als etwas sehr Bereicherndes für mich gesehen. Natürlich muss man sich dann im Laufe einer beruflichen Laufbahn weiterentwickeln. Wenn man entscheidet, jetzt möchte ich in diese Richtung gehen, dann weiß man, man muss an sich arbeiten. Die Arbeit im Projektmanagement der Videoproduktionen bei der „Styria“ war ein „Learning by Doing“. Die Sales-Seite hat mir dann unglaublich gut gefallen und so arbeite ich mittlerweile im Sales und im Vertrieb bei „k-digital“ (dem digitalen Vermarkter des Kurier Medienhauses) für Automotive, IT, Energie-Anbieter und Wettanbieter. Es ist ein Prozess, an dem man sich langsam ranmacht. Ein Dozent im Masterstudium, den ich sehr geschätzt habe, hat auch immer gesagt: „Arbeitet in Start-Ups, probiert euch aus!“

Es muss das jede/r für sich individuell entscheiden, und das ist das Schöne an diesem Studium, dass du einfach alle Möglichkeiten hast. Früher habe ich gedacht, du schränkst dich ein, wenn du Medien vor Management stehen hast, aber in Wirklichkeit hast du ja viel, viel mehr Optionen, als wenn du ein klassisches BWL-Studium machst. Mit BWL kannst du vielleicht auch im Marketing von einem Energie-Anbieter oder bei Pearle arbeiten, aber es wird dir schwieriger fallen, diese Mediensysteme und jegliche kommunikative Maßnahme zu verstehen.

 

Also kann man sagen, dass man seine Wege so oft ändern darf, wie man will und schaut, wie es am besten passt für jede oder jeden.

Absolut. Jede/r hat eigene Stärken, Schwächen und Interessen. Das Mindset hat sich in den letzten Jahren auch stark verändert. Nachhaltigkeit und Bewusstsein für Marken und Institutionen rücken in den Vordergrund. Aus diesem Grund habe ich meinen größten Respekt für alle, die über den Tellerrand blicken und etwas Gutes für die Gesellschaft tun und soziales Engagement zeigen. Dabei soll man sich stets treu bleiben und alles ausprobieren, bis man etwas findet, dass einen glücklich macht.

 

Wenn ich das richtig verstanden habe, dann machst du bei „k-digital“ nichts mit Video oder in diese Richtung?

Ich mache Vermarktung und Vertrieb von all unseren Plattformen. Dazu zählen „Kurier.at“, „Profil.at“, „futurezone.at“, „Motor.at“, „K.at“, „film.at“, „events.at“ und „freizeit.at“. Das Spektrum aus tagesaktuellen Medien und Special-Interest-Plattformen ist breit gefächert. Ich bin hier für den Verkauf und die Beratung unserer „Kund*innen und Agenturen zuständig, sprich vom Briefing bis Umsetzung für Displaykampagnen, Contentkooperationen und Programmatic Advertising.

 

Nochmal kurz zurück zum Hin und Her: Deine Masterarbeit war über „On Demand TV und Streaming“. Hast du dir dieses Thema gewählt, weil du vorgehabt hast im TV zu arbeiten?

Ja. Und das ist, glaube ich, wichtig fürs Leben: Für mich war damals vollkommen klar, wenn ich anfange zu arbeiten, gehe ich zu einem TV-Sender. Ich habe mein Studium beendet und eine Amerika-Rundreise gemacht für zwei Monate. Danach war es Zeit für den Berufseinstieg, und beim Durchforsten der Karriereplattformen habe ich einige Jobs im Bereich Key Account Manager bei TV-Stationen entdeckt. Parallel war diese Stelle Sales Support bei der „Styria Content Creation“ (mittlerweile „Content Performance Group“) ausgeschrieben. Ich war dann gleichzeitig in beiden Bewerbungsprozessen und bin bei beiden relativ weit gekommen. Dann kam der Anruf von meinem ehemaligen Chef bei der „Styria“ und der hat gesagt: „Herr Dobin, wir wollen Sie unbedingt. Das sind die Konditionen und ich würde gerne einen Vertrag aufsetzen.“ Meine Gedanken waren trotzdem nach wie vor beim Job beim TV-Sender. Ich habe dann um Bedenkzeit gebeten, aber er hat mich zwei Tage später wieder angerufen und gesagt, er möchte mich anstellen. Mir hat diese Wertschätzung, die mir damit entgegengebracht worden ist und auch dieses persönliche Gefühl im Rahmen des Aufnahmeprozesses bei der „Styria Content Creation“ unfassbar imponiert. So hat sich meine Meinung geändert. Dass ich in später Beratung eine TV-Kampagne der österreichischen Sporthilfe machen durfte in der „Styria Content Creation“, war eine super Sache. Kurzum: Manche Meinungen kann man sehr schnell ändern.

Das heißt nicht, dass ich nicht in Zukunft irgendwann vielleicht im TV-Bereich arbeiten werde. Aber ich muss ja meine Ziele nicht immer sofort erfüllen. Ich bin auch erst 31 Jahre alt und wenn ich mich komplett verändern möchte, dann kann ich das auch tun.

 

Welches Gefühl kommt jetzt bei dir auf, wenn Medienmanagement 20 Jahre Geburtstag feiert und du ein Teil davon warst?

Die FH ist ein bisschen Zuhause und ein bisschen Familie. Wenn du auf Netzwerk-Veranstaltungen bist, hast du oft gleich einen Zugang. Da steht jemand auf der Bühne, die oder der arbeitet bei dem Unternehmen X und sagt, sie oder er hat an der FH St. Pölten studiert. Du kommst ins Plaudern und hast eine spezielle Verbindung. Das liegt an vielen Faktoren, etwa auch, dass man einfach mehr aufeinander angewiesen ist. Man kann nicht einfach sagen, ich fahr mit der U-Bahn zwei Stationen und treffe mich dort mit Freund Y, weil auf euch habe ich keine Lust. (lacht) Man kann in St. Pölten nicht so einfach flüchten, wenn du zwischen Vorlesung A und B drei Stunden Zeit hast. Man muss sich ja fast kennenlernen. Unsere Mittagspause, der Ratzersdorfer See – all diese Faktoren haben uns stark miteinander – bis heute – verbunden.

 

Aus der FH sind – neben dir – einige erfolgreiche Persönlichkeiten hervorgegangen. Wie würdest du deinen Job als Key Account Manager beim „k-digital“ in 5 Wörtern beschreiben?  

Das erste Wort ist abwechslungsreich. Dieser Job bedeutet einfach jeden Tag etwas Neues. Das zweite Wort, das für mich sehr wichtig geworden ist, auch im letzten Jahr ist selbstständig. Ich habe das Gefühl, manchmal wie ein Selbstständiger zu agieren, obwohl ich ein Team habe und wir uns gegenseitig unterstützen und uns täglich austauschen. Aber im letzten Jahr war es sehr wichtig, selbständig zu sein bzw. zu agieren. Dann natürlich Spaß. Spaß ist in jeder Arbeit wichtig. Dann: Es geht nichts ohne Wertschätzung und Kollegialität. Das ist in jedem Job wichtig, weil es überhaupt keinen Sinn hat, Einzelkämpfer*in zu sein, da man vielleicht kurzfristig, aber nicht auf lange Sicht weiterkommt.

 

Da fällt mir spontan ein Zitat ein: „If you want to go fast, go alone. If you want to go far, go together.“ Das ist eine Sache, die man uns an der FH immer wieder sagt: Baut ein Netzwerk auf! Geht zu Veranstaltungen! Und dann steht man vor dieser Herausforderung: Wie geht das? Wie lauten deine Tipps diesbezüglich?

Genauso wie du dein Netzwerk des Lebens aufbaust, baust du auch dein berufliches Netzwerk auf. Also wenn du ein Auto hast und du nicht besonders geschickt beim Reparieren bist, dann ist es gut, einen Mechaniker zu kennen. Was ich damit sagen will ist: Sei nett, sei wertschätzend, gehe raus und lerne Leute kennen. Sei auch interessiert in den Themenstellungen, die dich vielleicht nicht so interessieren, denn all das trägt dazu bei jeden Tag etwas Neues dazuzulernen bzw. über den Tellerrand zu blicken.

Ich habe 2016 bei der „Styria“ begonnen und mein Chef hat mich damals auf die „Medientage“ mitgenommen. Das ist ein ganz großes Netzwerk-Event. Ich bin mit ihm rein und habe dort innerhalb von 15 Minuten mehr Hände geschüttelt als er, und er war sehr erstaunt. Mit dem habe ich studiert, mit dem war ich im Praktikum, den kenn ich von Feiern. Also es war irgendwie sehr skurril. Die hat man auch durch Panel-Diskussionen, durch Netzwerke, durch die „Young Professionals“, durch die „Marketing Natives“ kennengelernt. Also: Geht dorthin und lasst euch inspirieren.

Erstens hat man die Chance, eine/n tolle/n Speaker*in zu sehen. Da kann ich sicher etwas lernen, weil es ist immer gut ist, wenn man Geschäftsführer*innen sehen kann. Das ist eigentlich wichtiger als jede Note. Es ist dann freilich nicht immer einfach, sich nur an der Oberfläche zu bewegen und keine tiefgründigen Gespräche zu führen. Das musste ich auch lernen, weil nicht jeder Mensch, den ich kenne, mein Freund ist. Ich kann ja nicht 800 Freund*innen im Leben haben (lacht).

Auch mal gezielt auf Menschen zuzugehen, wo man sagt: Ich glaube, von der/dem könntest du etwas lernen. Ich habe auch wahnsinnig viele Entwickler oder IT-Expertinnen kennengelernt und kann bis heute nicht programmieren. Nichtsdestotrotz finde ich es super wichtig, dass ich die Menschen kenne. Weil was ist, wenn ich mich eines Tages selbstständig machen und ein Projekt machen möchte? Wenn ich kein Geld habe, nur eine Vision – dann geht die Umsetzung nur über Netzwerke.

 

Das sind gute Tipps. Wenn wir zurückkommen zu deinem Beruf: Wie gehst du an so eine Sache wie jetzt eine Medienkampagne, die du auf die Beine stellen möchtest, heran?

Also eigentlich immer recht individuell. Ich kann nicht sagen, das ist der klassische Ablauf. Es gibt sehr unterschiedliche Kunden. Aber gewisse Abläufe sind immer gleich. Wenn man jetzt zum Beispiel an Neukunden herangeht, ist die Recherche das A und O. Ich muss wissen: Was tut der? Welche Ziele verfolgt er? Gibt es neue Produkte und Dienstleistungen von ihm am Markt? Was tut das Unternehmen? Welche Ziele werden verfolgt? Wie ist die Außenwahrnehmung? Gibt es neue Produkte oder Dienstleistungen am Markt? Ich muss ja Lösungen anbieten. Entweder die Anregung, klassische Werbemittel bei uns zu buchen oder etwa einen Themen-Channel zu machen, denn ihr positioniert euch ja gerade durch das Produkt X genau da rein. Wir können die und die Leute garantieren und das kostet euch  Summe XY. Ich habe dann natürlich Rabatte für euch, ich kann euch da entgegenkommen. Das funktioniert aber nur, wenn ich mir Gedanken über etwas gemacht habe. Da geht nur über Recherche. Das heißt, dieser Faktor ist eigentlich immer gleich. Dann: zuhören, analysieren, Lösungen finden. Eigenschaften, die man im Laufe des Studiums gelernt hat. Analysieren würde jetzt auch ein bisschen das sinnerfassende Lesen vom Anfang unseres Gesprächs widerspiegeln. Dann auch proaktiv sein und Fragen stellen. Vieles weiß man: Wenn ich jetzt eine Content-Kampagne aufsetze, muss ich wissen, was ist das Ziel, was die Zielgruppe, wieviel Budget ist da? Gibt es irgendwelche Interessen oder Umfelder die eine Rolle spielen? Wenn ich locker und lässig telefoniere, kann ich schon was vergessen und deswegen lege ich mir immer meine Briefing-Formulare bereit.

Wir sind ja nicht nur ein reiner Vermarkter, sondern haben auch Agenturdienstleistungen aufgebaut. Wir als „k-digital“ bauen uns gerade groß auf – haben viele In-House Expert*innen und Experten machen PR-Betreuung. Mit diesen PR-Services, im Sinne einer Digitalagentur, versuchen wir auch zu expandieren, weil im Optimalfall ein PR-Kunde zum Media-Kunden werden soll. Du musst zuerst die Produkte und Dienstleistungen bekannt machen. In einer nachgelagerten Phase geht es dann um Media-Bewerbung. Auf was setzen wir? Auf welchen Portalen, in welchem Umfeld platzieren wir euch? In einem solchen Fall gibt es logischerweise eine Strategie und man kann, wie man so schön sagt in medias res gehen.

 

Danke für den konzisen Überblick. Wir haben jetzt noch einen Word-Rap vorbereitet. Wir beginnen einen Satz und du beendest ihn mit der ersten Sache, die dir einfällt, oder wir geben dir zwei Möglichkeiten und du musst dafür eine der zwei Sachen entscheiden.

Lets do it!

 

Mein Tag kann erst beginnen, wenn…

ich einen Kaffee getrunken habe.

 

Mein All Time Favorite-Werbevideo ist…

Eine der spannendsten Videos war – vor vielen Jahren bereits – das erste mir bekannte Interactice Ad als „Tipp Ex“-Werbung namens „A Hunter Shoots a Bear“. Das war damals einfach neu und das habe ich zuvor nie gesehen. Das ist mir bis heute in Erinnerung geblieben.

 

Mein liebster Ort im Lainzer Tiergarten ist…

Ihr recherchiert wirklich gut. Mein liebster Ort im Lainzer Tiergarten ist der Wienblick. Also oben zu stehen und über Wien zu blicken ist immer wieder beeindruckend.

 

Meine Lieblingskampagne von mir ist…

Auf was ich wirklich stolz bin, ist diese Sporthilfe-Geschichte. Weil es ein Spot war, der es ins Fernsehen geschafft hat und ich die Beratung dafür habe machen dürfen. Und andererseits ein Werbevideo für die Allgemeine Unfallversicherungsanstalt (AUVA), wo wir auf eine sehr schockierende Art und Weise erzählt haben, wie schnell es eigentlich gehen kann und man eine AUVA-Hilfeleistung in Anspruch nehmen muss. Das hat bei einer Ausschreibung in New York dann Gold gewonnen. Das Video ist ein bisschen harter Tobak, muss man auch ehrlicherweise sagen. Aber die ganze Abwicklung und der Dreh – auch weil meine Mutter als Anästhesistin im AUVA-Krankenhaus gearbeitet hat –, war für mich etwas ganz Besonderes.

 

Snowboard oder Squash?

Snowboard! Ich liebe die Berge und das Freiheitsgefühl. Und aufgrund der Pandemie ist Squash in der Box leider keine gute Sache seit fast zwei Jahren.

 

Poker oder Black Jack?

Poker.

 

Rock oder Techno?

Puh, das ist schwierig. Als ich studiert habe, war es mehr Techno, aber als alter Mann bin ich mehr der Rocker… Ich unterstütze das Team Monika Kovarova im Rock und Metal Business (lacht).

 

Kuhmilch oder Haferdrink im Kaffee?

Zuhause mittlerweile ausschließlich Hafermilch. Unterwegs ist das nicht immer möglich, aber ich gebe mein Bestes bewusster und nachhaltiger zu leben.

 

Fischen oder Wandern?

Eindeutig wandern!

 

Wir kommen jetzt zum Abschluss. Du hast uns sehr viel über deine FH-Laufzeit erzählt, über deinen Berufsweg. Welchen Tipp würdest du uns als Student*innen geben. Was dürfen wir während unserer FH-Zeit auf keinen Fall verpassen?

Einfach experimentierfreudig sein. Alles ausprobieren. Man kann eigentlich nichts falsch machen, gerade wenn man Student*in ist. Du kannst natürlich eine Prüfung versemmeln, aber davon geht die Welt auch nicht unter. Ganz egal, was wer sagt, einfach dein Ding machen. Man muss immer ein Gesamtbild haben, um für sich selbst eine gute Entscheidung treffen zu können. Ich habe auch viel ausprobiert, aber Ziegel sind halt doch nicht so sexy zu vermarkten (lacht).

 

 

Dieses Interview entstand zur Feier des 25-jährigen Jubiläums von BMM im Rahmen von MMF I.

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