Oh my God! They killed Cartoons for Kids?

Projektbeschreibung

Geeez Rick! Dooh! Mhhhkay!

Kommen Ihnen diese Aussagen bekannt vor? Diese Catchphrases stammen aus populären TV-Cartoons wie Rick and Morty, die Simpsons und South Park, die jeder erwachsene Cartoon-Liebhaber kennt. Ebenfalls wurde das Publikum dieses Genres auf das wohl gängigste Stigma angesprochen, nämlich, dass Cartoons nur für Kinder bestimmt seien. Trotz dieser eher abwertenden Konnotation sind Adult Cartoons so beliebt wie nie zuvor. Doch wie kam es dazu?

 

Geschichte der Adult Cartoons

Schon seit den Anfängen der Cartoon Animation wurden Erwachsenenthemen behandelt. Im Jahre 1918 wurden von dem US-amerikanischen Zeitungscartoonisten Winsor McCay, der als Vater der modernen Animation gesehen wird, bereits ernstere Themen aufgegriffen. Der Film The Sinking of the Lusitania wird von der National Film Registry als ältester Animationsfilm betrachtet. In den 1930er Jahren wurde aufgrund von öffentlicher Empörung über die Arbeiten McCays der sogenannte Hays Code kreiert, der bis ins Jahr 1968 für Filmproduktionen galt und obszöne oder sexuelle Wörter, Gesten oder Witze und jegliche Anspielung darauf unter Strafe stellte. Der Hays Code wurde genau zu der Zeit eingeführt, als die Animationskunst auf einer neuen technologischen Spitze stand. In den 1950- und -60ern stand hauptsächlich die Zielgruppe Kinder im Mittelpunkt der Arbeiten. Heutige Klassiker, wie Mickey Mouse oder Bugs Bunny entstammen dieser Ära. Das Aufkommen des 24 Stunden-Kabelfernsehen führte in den 1980er zu einer hohen Nachfrage an TV-fähigem Programm. Ein Rebirth des Adult Cartoons. Der Musik-TV-Sender MTV präsentierte in dem wöchentlichen ausgestrahlten Kurzfilmprogramm Liquid Television Cartoons mit knapp jugendfreien Themen. Ebenfalls hatten Ende der 1980er Serien, wie die Simpsons auf Fox und Space Ghost Coast to Coast auf Comedy Central Premiere. Bis in die 2000er Jahre etablierten sich Adult Cartoon-Entwickler zu den bekannten Persönlichkeiten

  • Mike Judge – Beavis and Butthead und King of the Hill
  • Seth MacFarlane – Family Guy
  • Trey Parker und Matt Stone – South Park

Im Jahr 2001 wurde Adult Swim, ein late-night TV-Block, der sich an ältere Teenager und Erwachsene richtete, bei Cartoon Network ausgestrahlt. Die Ausstrahlung von nicht jugendfreiem Inhalt und unzensierte Filme begeisterten die Zuschauer. 2005 wurde Adult Swim von Cartoon Network getrennt und wirkt bis heute als eigener Sender.

Diese Abspaltung von einem Sender, der größtenteils Kinder anspricht, und der große Erfolg von Sendungen, die sich mit Tabuthemen, wie Rassismus, Sex und Drogen und Nihilismus befassen, bestätigten das kreative Potenzial des Cartoons für ein erwachsenes Publikum geschaffen sind. Im Jahr 2021 erreichte der Sender rund 94 Millionen US-Haushalte, damit ist Adult Swim der meistkonsumierte Kabelsender der USA in der Zielgruppe 18- bis 35-Jährige.

 

Der Aufstieg von Adult Cartoons

“The Simpsons did it first!”, wird oftmals in den Raum geworfen, wenn sich Rezipienten von Adult Cartoons über ihr Lieblingsgenre unterhalten. Jedoch ist es seit über drei Jahrzehnten nichts Neues mehr, Witze für Erwachsene in einer Cartoon-Serie wahrzunehmen. Serien, wie die Simpsons, King of the Hill, South Park und Family Guy sind alle an ein Erwachsene Publikum gerichtet, weshalb es damals als Nischengenre gesehen wurde. In den letzten Jahren bemerkte die TV-Branche eine explosionsartige Zunahme an Kreativen in dem Genre. Der Aufstieg der Streaming-Anbieter korreliert hier nachdrücklich. Streamingdienst-Anbieter wollten sich gerade Mitte der 2010er Jahre am Markt etablieren. Um sich von der linear sendenden TV-Konkurrenz abzuheben, versuchten viele ihr Glück mit Adult Cartoons, da diese im Gegensatz Blockbustern oder aufwändigen TV-Serien mit enormen Darstellergehältern günstiger zu produzieren sind. Viele Dienste stockten ihre Inhaltsbibliotheken mit lizenzierten Titeln auf, gleichzeitig wurden aber auch eigene Cartoons erschaffen, um das eigene Branding zu stärken.

 

Cartoons sind nicht nur für Kinder!

Da Cartoons oftmals mit Kindern in Verbindung gebracht werden, mag es ungewohnt klingen, dass sich Cartoons mit gesellschaftssatirischen Themenspektren an ein eher erwachsenes Publikum richten. Kinder-Cartoons befassen sich in der Regel mit kindgerechten Themen, wie Freundschaft, Selbstliebe und Verantwortungsbewusstsein. Außerdem ist die Animation bei Kindercartoons simpler und im Hinblick auf Farben übersättigter als bei Adult Cartoons, die enger an Graphic Novel-Literatur anliegen. Die Handlung ist oftmals sehr einfach und leicht zu verstehen. Ebenfalls kehren bei Kindercartoons am Ende der Folge alle Charaktere auf den Status Quo zurück. In der nächsten Folge wird einfach auf ein anderes Thema als Stoff für die Geschichte herangezogen. Anders ist dies bei Adult Cartoons bis FSK 16. Die einzelnen Episoden hängen in den meisten Adult Cartoons zusammen. Das bedeutet auch, dass die Autoren ebenfalls auf Handlungsstränge von früheren Staffeln zurückgreifen und komplexe Erzählweise dem Zuschauer bieten. Generell wird das Medium Cartoons gerne verwendet, um sozialkritische Themen, wie zum Beispiel Tod oder Sexualität anzusprechen, während ein Kindercartoon oftmals eine unschuldige Sicht auf die Welt bietet.

Im Hinblick auf die Erzählung der Story gibt es viel mehr Freiheiten. Cartoons müssen sich an keine Grenzen halten. In Adult Cartoons liegt die Stärke darin, dass der Zuschauer in die Psyche des Charakters eindringen und etwaige Handlungen dadurch besser nachvollziehen kann. Surrealistische Gestalten, wie ein sprechendes und regelmäßig zugedröhntes Handtuch oder Alien vom Planten MWA739, sind in der Welt des jeweiligen Adult Cartoons stilbildend. Auch Animatoren haben, verglichen mit fiktionaler Film- und Fernsehproduktion, mehr Gestaltungsfreiraum in Hinblick auf die erzählte Geschichte. Es können eigens für die Cartoon-Figuren verrückte und kreative Welten erschaffen werden. Die Handlungskosmen von Rick and Morty könnten im realen Leben nie existieren – vermutlich!

Weitere Projetke aus dem Praxislabor